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von Judith Schuck, 09.06.2025

Das Streetart-Festival kehrt zurück

Das Streetart-Festival kehrt zurück
Frauenfelder Künstler KSEN an seinem Werk in Frauenfeld.j | © zVg

Es wird noch bunter in Frauenfeld, wenn über 70 internationale Künstler:innen zum zweiten Streetart-Festival in die Stadt kommen. Das Eröffnungswochenende bietet vom 13. bis 15. Juni ein breites Rahmenprogramm. (Lesedauer: ca. 4 Minuten)

Urban-Art wird zunehmend populärer. Immer mehr Städte engagieren Streetart-Artist, um öffentliche Gebäude und Infrastrukturen zu gestalten. So plant das Kulturamt Konstanz künftig fest mit regelmässigen Urban-Art-Projekten, in Kreuzlingen gibt es einen kompletten Kunstweg nur zum Thema Wandbild. Die Streetart schwappt von den grossen Metropolen herüber in die Provinz.

Monika und Marco Niedermann dachten sich auf ihren Reisen, wo sie die Wandgemälde in Grossstädten bewunderten, dass es schön wäre, wenn diese Kunstform auch nach Frauenfeld käme. Sie gründeten den Verein Pro Streetart Frauenfeld und führten gemeinsam mit ihrem Team und mit Unterstützung der Stadt 2023 das erste Internationale Streetartfestival Frauenfeld (ISAFF) durch.

Der Erfolg überstimmte die Skeptiker:innen, und so kann 2025 die zweite Ausgabe des Festivals stattfinden. 13 Murals, also Wandbilder, sind geplant, 23 Installationen sowie Jam-Sessions und Community-Projekte. Insgesamt 70 Artists kommen in die Kantonshauptstadt, darunter REDL, der zu den Schweizer Graffiti-Pionieren zählt. Er prägte lange Zeit die visuelle Identität des Openair Frauenfeld und ist inzwischen international tätig. Am ISAFF 2025 wird er ein grosses Wandbild an der Mühlewiesenstrasse 20 malen.

Video: So sah das Streetart-Festival 2023 aus

Blumen und Pflanzen an die Wand

Korallpionen ist Künstlerin aus Stockholm, Schweden. Sie reist nach Frauenfeld um an der Kesselstrasse 9 überdimensionierte Blumen an die Gebäudewand zu bringen, denn sie beschäftigt sich vor allem mit Naturmotiven.

Neben den Einzelkünstler:innen, welche die Murals gestalten, gibt es noch einige Community-Projekte. Eines davon ist vom Projekt Cup of Colors initiiert, das von Rahel und Damon Lam 2016 gegründet wurde. Die Idee hinter Cup of Colors ist es, mit Menschen, die unter herausfordernden Bedingungen leben, Wände zu gestalten. Im 2024 beispielsweise bemalten sie mit Geflüchteten das Durchgangsheim der Peregrina-Stiftung in Frauenfeld. „Wir wollten den Menschen eine Plattform geben, um sich auszudrücken“, erläutert Rahel Lam das Vorhaben. Unabhängig vom Streetartfestival hätten sie so einen Teil der Holzbaracke bemalt.

 

Haben das Streetart-Festival nach Frauenfeld gebracht: Monika und Marco Niedermann. Bild: zVg

Ein Ziel: Mehr Sichtbarkeit für die Randständigen

Cup of Colors kontaktierte dann die Veranstaltenden des ISAFF, um eine Folgeprojekt zu machen. Sie wollen den Geflüchteten mit der Teilnahme am ISAFF die Möglichkeit bieten, gesehen zu werden, denn zum Durchgangsheim kommt kaum jemand hin. Für ihre Community-Wand hat Cup of Colors eine Fläche hinter dem Coop an der Murg bekommen, nahe Schlossmühlenstrasse.

Dazu haben sie vier Exilkünstler:innen eingeladen, die gemeinsam mit den Geflüchteten ans Werk gehen: Eman Mohammed aus Jemen, Justin Wong aus Hongkong, Chuu Way aus Myanmar und Sara Shogi aus dem Iran. Diese Künstler:innen mussten selbst aus ihrer Heimat fliehen, ein Schicksal, das sie mit den Geflüchteten, die im Durchgangsheim in Frauenfeld leben, teilen.

Gemeinschaftsgefühl am Jam-Panel

Rahel Lam sagt, dass so Menschen mit ähnlichem Hintergrund, der Flucht, zusammenkämen. Professionelle Kunstschaffende könnten mit den Geflüchteten der Peregrina-Stiftung gemeinsam am Jam-Panel arbeiten. Dabei hätten sie Freihand bei der Gestaltung, Vorgabe vom ISAFF ist lediglich, dass es nicht zu politisch werden darf.

Bei anderen Community-Bildern von Cup of Colors könnten die eigenen Geschichte und Gedanken ungefiltert auf die Wand gebracht werden, was in der Regel zu politischen Sujets führt. „Wir wollen den Menschen, die an den Jam-Panels mitwirken, ermöglichen, ihre Hoffnungen und ihr Leben auf ein Bild zu bringen“, so Rahel Lam, ein Bild, das öffentlich ist und gross und so von vielen gesehen wird.

 

Cup of Color Projekt an der Baracke der Peregrina-Stiftung 2024. Bild: zVg

Auch lokale Künstler:innen beteiligen sich

Weitere Community-Projekte gibt es auch mit lokalen Künstler:innen. Darunter Häkelkunst mit den Wollfrauen aus Frauenfeld, die auch schon am ersten ISAFF teilnahmen. Aber auch ein Locals-Jam mit der Frauenfelder Künstlerin und Illustratorin Carole Isler, die auf dem Areal der Theaterwerkstatt Gleis 5 mit acht weiteren Künstler:innen zu Gange sein wird, um „lokale Kreativität und Vielfalt zu feiern“.

Wer sich selbst in Graffiti- und Streetart ausprobieren möchte, hat dazu auch mehrere Gelegenheiten. Speziell an Jugendliche richtet sich der Graffiti-Workshop mit Sprayer Bueno, Künstlerin Mimi arbeitet mit Jugendlichen am Jugendzentrum 20gi. Willio Studio lädt zum kreativen Druck-Workshop mit Lego ein, wo er im Stadtlabor Frauenfeld spielerisch an die Kunst heranführt. Bei Streetart-Künstler Fredinko dürfen alle bei einem interaktiven Kunstwerk mithelfen.
 

Grösstes Mural in Frauenfeld der Künstlerin Anetta Lukjanova am Alterszentrum Reutenen in Frauenfeld. Bild: zVg

 

Führungen, Vorträge, Workshops: Das Rahmenprogramm beim Festival

„Von der Bronx in die Schweiz – Wie die Hip Hop Kulturbewegung zu uns kam“ kann Samstag und Sonntag zu verschiedenen Zeiten gebucht werden.
„Führung zu Fuss“ findet von Freitag bis Sonntag zu verschiedenen Terminen statt.
20 Murals per E-Scooter entdecken, eine Führung auf Rädern von Freitag bis Sonntag, mehrere Termine stehen zur Buchung ab 18 Jahren.
Anmeldungen sind ausserdem für den Sticker-Workshop sowie für den Lego-Print-Workshop nötig.
 

Weitere Infos und Links zum Festival:


Diese Künstler:innen sind dabei: Das Line-up im Überblick.

Wer malt wann?

Das Programm der Eröffnungsfeier im Überblick.

 

 

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