von Veronika Fischer, 07.08.2019
Out in the greenest garden
Die letzten Rückstände des Festivals im Frauenfelder Murg-Auen-Park werden gerade zusammengeräumt. Ein wildes, buntes und sonniges Wochenende liegt hinter dem Gelände am Fluss und die Feedbacks vom OK sind ebenso positiv wie das der Gäste oder vonseiten der Stadt.
„Mir bruched na flissigi hälfar zum abbaue, well mir sind all fett verkatert bzw. IN LOVE“ erscheint am Montagmorgen ein Aufruf von outinthegreengarden. Dann kamen noch Regen und Blitze ins Spiel, aber jetzt sind die letzten Reste des ersten Augustwochenendes dann wirklich verräumt und der Murg-Auen-Park im Herzen Frauenfelds wird für das restliche Jahr eine beschauliche Kulisse für Spaziergänger, als wäre nichts gewesen. Abgebaut sind die Bühnen, die Bars, die bunten Fähnchen in den Bäumen, die kunstvoll angesprühten Graffittiwände und die liebevoll detaillierte Dekoration an jeder Ecke. All das macht das kleine Festival zu einem besonderen Ort, denn schon beim Betreten merkt man sofort die vielen Herzen, die hier schlagen und werkeln und anpacken.
Bei blauem Himmel und Sonnenschein zeigt sich Frauenfeld am Festival-Wochenende von seiner schönsten Seite. Bild: Beni Blaser
Die Festivalgäste chillen auf Picknickdecken im Gras, baden im Fluss oder tanzen vor der Bühne. Zu essen gibt es asiatische Küche, Gözleme, Pommes und ein feines Kuchenbuffet. In der Jam-Jurte am Einlass wird fleissig gespielt und herum probiert. Auf dem Flohmarkt warten bunt bemalte Steine, eine Dreadlock-Coiffeurin, Schmuck, Instrumente, Vinyl, Klamotten und Kleinkram auf die Festivalgäste. Zwei Polizisten schlendern in der Sonne über das Gelände, sie tragen Sonnenbrillen, und ohne ihre Uniform wären sie von den anderen Gästen nicht zu unterscheiden. Es ist gemütlich hier auf dem Out in the green garden, alle sind entspannt. Seit sich das Festival in zwei Areale teilt, auch die Anwohner. Im Gelände B, weiter hinten am Fluss entlang, wird nachts aufgelegt und bis zum Morgengrauen getanzt. Die Konzerte am Tag sind direkt im Park auf zwei Bühnen.
Die Frauenfelder Band YAGUA ist zum Teil auch im Festival-OK. Deren Musikexpertise und Leidenschaft ist auf der Bühne und überall drum herum zu erleben. Bild: Beni Blaser
Es sind viele lokale Bands auf dem Line-Up. Fünf kommen aus Frauenfeld, weitere drei aus dem Thurgau. Das alternative Festival ist stolz auf die musikalische Szene. Es möchte diese repräsentieren und fördern. Viele der Helferinnen und Helfer kommen aus dem KAFF und auch dort trifft sich die Musikszene der Region. Das Out in the green garden soll ein Festival für Frauenfeld sein, so betont das OK.
„Klar sind Gäste aus Zürich und Konstanz auch willkommen, aber grundsätzlich geht es darum, ein Event in Frauenfeld zu etablieren, das in der Stadt und deren Bevölkerung verankert ist und diese bereichert.“
OK out in the green garden
Musikalisch bereichert war das Line-Up mit Acts wie: De Staat, The Hillbilly Moon Explosion, New York Ska-Jazz Ensemble, Schlakks & OPEK & Razzmatazz, Jar, The Dorks, Yellow Space Machine, ZZ Amparo, Basement Roots, The Black Heidis, Carve Up, Okvsho, YAGUA, Make It Naked , N3KOMATA und der Westschweizer Rapperin KT Gorique. Und im Gelände B waren LIZZ, Anthik, MANON, Altes Haus, Frau Hug, Cris Pii, Volpe und Pascal Brugger on stage.
KT Gorique wird wegen ihrer vielfältigen Rhymes auch «Couteau Suisse» genannt. Bild: Beni Blaser
In jedem Jahr kommen neue Hände hinzu, die mithelfen, und es gibt immer wieder frischen Wind. Neu ist in diesem Jahr zum Bespiel ein Kiosk mit Obst, Grillgut, Süssigkeiten, Tabak, Kopfhörern für Kinder und Glace. Ah nein, Glace ist gestrichen! „Der einzige Fail am Festival in diesem Jahr, da die Tiefkühltruhe leider den Geist aufgegeben hat“, berichtet Johannes Eiholzer vom Festival-OK im Rückblick. Er ist müde, aber happy. Mit dem Wochenende ist er und all die anderen Organisatorinnen und Organisatoren voll zufrieden. Das Wetter war fantastisch, die Atmosphäre ebenso und beide Abende waren schnell ausverkauft. Auch finanziell erfuhr das Festival eine positive Resonanz, denn der freiwillige Eintritt liegt in diesem Jahr bei durchschnittlich 13 Franken pro Person und Tag und ist damit deutlich höher als im Vorjahr.
Neu war auch die Einlasspolicy, mit der Auflage, dass keine alkoholischen Getränke mehr auf das Gelände mitgebracht werden sollten. „Die allermeisten haben das gut akzeptiert und es gab kaum Schmuggelware“, so Eiholzer, der sich über die reibungslose Zusammenarbeit mit den Festivalbesucherinnen und -besuchern freut. „Unser Konzept ist, dass wir die Gäste um etwas bitten, nichts vorschreiben, und sie selbstverantwortlich handeln. Es funktioniert also symbiotisch und wir erfahren einen grossen Respekt vor dem Festival und den Sachen hier.“
„Das Musikprogramm ist voller Überraschungen, zum Teil sensationell. Nach der Gemütlichkeit im Grünen ist die urbane Location unterm Betondeckel unerwartet anders. Alle sind happy, man fühlt sich zu Hause. Das OITGG berührt das Herz!“
Christof Stillhard, Kulturbeauftragter der Stadt Frauenfeld
Das Publikum zeigte sich ebenfalls begeistert und feieret bis in die frühen Morgenstunden. Bild: Beni Blaser
Durch die geänderte Regel war der Andrang an der Bar dann höher als erwartet, das wird also in Zukunft perfektioniert. Ansonsten gibt es derzeit noch keine Pläne für das kommende Jahr, das ein 10-jähriges Jubiläum sein wird. Aktuell wird erst einmal noch fertig aufgeräumt und ausgeschlafen. Dann werden aber bald neue Ideen gesammelt. Ein Ziel wurde auf jeden Fall schon erreicht: durch die gute finanzielle Lage, können Rücklagen gebildet werden, falls es mal ein Regenwochenende geben sollten. Wir drücken dem grünsten Garten der Region aber jetzt schon alle Daumen für den 31. Juli bis 2. August 2020!
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