Seite vorlesen

von Kurt Schmid, 14.11.2019

Sie hatte ihre eigene Noblesse

Sie hatte ihre eigene Noblesse
Frisch, warmherzig, respektvoll und unverfälscht: So erinnern sich viele an Kathrin Zellweger. Die Autorin ist am 28. September 2019 im Alter von 71 Jahren gestorben. | © Archiv

Kathrin Zellweger hat wichtige Beiträge zur Thurgauer Kulturszene geliefert. Sie war auch Autorin für thurgaukultur.ch. Ende September ist sie nach zweijähriger Krankheit verstorben. Ein Nachruf von Kurt Schmid.

Wenn es nicht um sie gehen würde und wenn nicht der traurige Anlass ihres Todes für einen Nachruf sie selber beträfe - welch absurder Gedanke - dann wäre wohl sie diejenige gewesen, die ihn am besten geschrieben hätte. Von Kathrin Zellweger gibt es zu wichtigen, teils schwierigen, ja gelegentlich gar unbewältigbaren Themen, wie etwa Künstlerporträts für die Zeitschrift Facetten der Kulturstiftung oder Statements zur hiesigen Kulturszene, wertvolle Beiträge. Auch für thurgaukultur.ch schrieb sie rege.

Dass sie den Hiatus solch anspruchsvoller Aufgaben bewältigte, lag nicht daran, die Probleme zu übersehen oder gar wegzulassen, dergleichen lag ihr nicht, sondern an ihrer Herangehensweise. Diese mag tief in ihrer Persönlichkeit gegründet gewesen sein. In ihrer frischen, warmherzigrespektvollen und unverfälscht wissensbegierigen Art erfragte und erschrieb sie sich ihr Thema stets von neuem. Sie war jeweils wohl als erste darauf gespannt, was daraus hervorgehen würde.

Ihre Texte sind in kaleidoskopartiges Porträt der hiesigen Kulturszene

Ihr schelmisches Aufblitzen in den Augen überwand souverän die noch so raffinierte Selbstinszenierung ihrer Interview- und Gesprächspartnerinnen und -partner. „Aso chum jetzt..“, sagen wir in unserem Dialekt, wenn wir hinter einer vorgeschobenen Aussage eine dahinterliegende vermuten. „Das chasch nöd bringe.“ Die erste dieser Redewendungen benutzte sie öfter, die zweite nie.

Unsere Tipps der Woche

Themen, Termine und Menschen,
die zu reden geben.
Wöchentlich in Ihrer Mailbox.
Ein kostenloser Service von thurgaukultur.ch.

Jetzt abonnieren

 

Es wird hoffentlich bald einmal eine Zusammenstellung ihrer Beiträge zur hiesigen Kulturszene geben, wo das Gesagte so richtig deutlich wird. Und gleichauf, wie darin ihre Person mit all ihren Facetten aufscheinen wird, wird eine solche Sammlung ein kaleidoskopartiges Porträt der hiesigen Kulturakteurinnen, -Orte, Spielstätten, Organisationen, In- und Aussenseitern ergeben.

Sie wagte auch schwierige Aufträge

Manches kannte und liebte sie sowieso. Andres erschloss sich über ihre Fördertätigkeit etwa bei der kantonalen Kulturkommission, als Stiftungsrätin der Kulturstiftung oder Promoterin der Gegenwartsliteratur. Darauf abgestützt konnte sie sich in das Wagnis eines noch so schwierigen Auftrags wagen, beispielsweise einen Text zu einer thurgauischen Künstlerpersönlichkeit zu verfassen, die sich im Grunde genommen un- oder gar missverstanden fühlte. Und solche gibt es in unserer dem Persönlichkeitskult und Startum abgeneigten Gegend schon die eine oder andere.

Was in Kathrin Zellwegers Person wie in ihren Texten aufscheint, ist Wertschätzung. Diese Wertschätzung trifft stets den Kern und erlaubt keine Negativkritik oder Lobeshymne - übrigens auch kein Lob des Mittelmasses. Kathrin Zellweger besass eine, ihre Art, Noblesse, die wirkte, wo immer sie auch auftauchte, wen immer sie traf, was immer sie tat und beschrieb. Das wird uns unendlich fehlen. 

Erinnerungen an Kathrin Zellweger: Es sind auch ihre Texte, die von Kathrin Zellweger bleiben werden. Deshalb haben wir entschieden, alle ihre bei thurgaukultur.ch erschienen Beiträge sichtbar zu halten. Sie finden sie gebündelt hier. 

Kommentare werden geladen...

Kommt vor in diesen Ressorts

  • Wissen

Kommt vor in diesen Interessen

  • Kulturvermittlung
  • Nachruf
  • Medien

Werbung

„Der Thurgau ist ein hartes Pflaster!“

Wie ist es im Kanton für junge Musiker:innen? Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen!

Fünf Dinge, die den Kulturjournalismus besser machen!

Unser Plädoyer für einen neuen Kulturjournalismus.

Eine verschleierte Königin

Einblicke ins Leben der Künstlerin Eva Wipf: Hier geht's zu unserer Besprechung der aktuellen Ausstellung im Kunstmuseum Thurgau.

Unsere neue Serie: «Wie wir arbeiten»

Unsere Autor:innen erklären nach welchen Grundsätzen und Kriterien sie arbeiten!

Was bedeutet es heute Künstler:in zu sein?

In unserer Serie «Mein Leben als Künstler:in» geben dir acht Thurgauer Kulturschaffende vielfältige Einblicke!

#Kultursplitter im November/Dezember

Kuratierte Agenda-Tipps aus dem Kulturpool Schweiz.

«Kultur trifft Politik» N°I

Weg, von der klassischen Podiumsdiskussion, hin zum Austausch und zur Begegnung. Bei der ersten Ausgabe am Mittwoch, 27. November geht es um das Thema "Räume".

15 Jahre Kulturkompass

Jubiläumsstimmen und Informationen rund um unseren Geburtstag.

Kultur für Klein & Gross #22

Unser Newsletter mit den kulturellen Angeboten für Kinder und Familien im Thurgau und den angrenzenden Regionen bis Ende Januar 2025.

"Movie Day": jetzt für 2025 bewerben!

Filme für das 12. Jugendfilm Festival können ab sofort angemeldet werden. Einsendeschluss der Kurzfilme für beide Kategorien ist der 31.01.2025

Ähnliche Beiträge

Wissen

In acht Schritten zum eigenen Kunstraum

Wer einen eigenen Ort für künstlerische Arbeit sucht, steht erstmal vor vielen Fragen. Wir geben eine Anleitung, wie es leichter werden kann. mehr

Wissen

Wissen macht glücklich

«Wie wir arbeiten» (2): Kaum jemand schreibt schon so lange für uns wie Inka Grabowsky. Für sie ist das Gefühl, wenn der Groschen fällt, unbezahlbar. mehr

Wissen

Die Entdeckung des Raums

Mit seiner neuen Ausstellung „Volldampf & Würfelglück“ zeigt das Kreuzlinger Seemuseum einmal mehr wie experimentierfreudig es in der Vermittlung von Wissen ist. Spass ist dabei ein zentrales Element. mehr