19.05.2020
Eine ausgezeichnete Familie
Novum bei der wichtigsten Thurgauer Kulturauszeichnung: Erstmals geht der mit 20'000 Franken dotierte kantonale Kulturpreis an eine gesamte Familie.
Der fünfköpfigen Musikerfamilie Janett aus Sulgen gelinge in ihrem musikalischen Schaffen «mühelos der Sprung von alter und traditioneller Musik zu neuen und experimentellen Klängen», heisst es in einer Medienmitteilung des Departements für Erziehung und Kultur zum Preis. Und weiter: «Sibylle, Curdin, Madlaina, Cristina und Niculin Janett pflegen, lehren und vermitteln Musik als ganz selbstverständliche Ausdrucksform und geben sie an die nächste Generation weiter. Dabei leben alle Familienmitglieder eine grosse stilistische Offenheit, die von Volksmusik über Klassik bis hin zu Jazz und Improvisation reicht.»
Curdin Janett, geboren 1953, in Tschlin im Engadin geboren, absolvierte ein Musikstudium am Konservatorium Winterthur und spielt als freischaffender Musiker in verschiedenen bekannten Formationen der traditionellen Schweizer und Engadiner Volksmusik. Er komponiert, macht immer wieder mit eigenständigen und ausgefeilten Arrangements auf sich aufmerksam und hat Klavier und Akkordeon unterrichtet. Für sein Schaffen wurde er schon mehrfach ausgezeichnet. Sibylle Janett ist Kindergärtnerin in Sulgen und ehemalige Lehrerin für Musikalische Früherziehung an der Musikschule Weinfelden.
Eine musikalische Familie
Madlaina Janett, geboren 1985, hat in Luzern Visuelle Kommunikation und in Zürich Art Education studiert. Seither arbeitet sie als freie Grafikerin und Illustratorin sowie als Kunstvermittlerin und Musikerin. Sie ist als Bratschistin aktiv in der Volksmusikszene und Mitglied von verschiedenen Formationen. Zudem ist sie als Veranstalterin tätig, Vorstandsmitglied des Vereins Musikvermittlung Schweiz+ und gründete 2011 ein Büro für Kulturvermittlung.
Cristina Janett, geboren 1986, schloss 2010 in Bern den Master in Musikpädagogik ab und erlangte anschliessend an der Zürcher Hochschule der Künste den Master in Performance. Sie spielt heute in verschiedenen Ensembles und unterrichtet Violoncello.
Niculin Janett, 1989, schloss 2011 an der Zürcher Hochschule der Künste den Bachelor im Fach Jazzsaxofon ab. 2013 erlangte er den Master of Arts in Music Pedagogy. Als freischaffender Saxofonist improvisiert, komponiert und arrangiert Niculin Janett für und mit namhaften Bands und Musikern und spielt in eigenen Bands. Niculin Janett unterrichtet an der Musikschule Untersee und Rhein und an der Musikschule Weinfelden. Er ist seit Jahren auch Autor bei thurgaukultur.ch.
Gespielt wird in verschiedenen Formationen in der gesamten Schweiz
Die Mitglieder der Thurgauer Familie Janett spielen in verschiedenen Formationen wie Ils Fränzlis da Tschlin oder C’est si B.O.N. und sind in der ganzen Schweiz präsent, sei es bei der "Stubete am See" in der Zürcher Tonhalle oder mit ihrem Musiktheaterstück "Grüss mir Lugano" in zahlreichen Kleintheatern. Mit den "Fränzlis da Tschlin" erhielten Curdin, Madlaina und Cristina Janett 2019 einen Schweizer Musikpreis. 2020 entsteht zudem ein Nachfolgeprojekt von "Grüss mir Lugano".
Der mit 20 000 Franken dotierte Thurgauer Kulturpreis wird laut Medienmitteilung am Donnerstag, 3. September 2020, um 19:30 Uhr im Rahmen einer öffentlichen Feier im Kulturforum Amriswil durch Regierungsrätin Monika Knill, Chefin des Departements für Erziehung und Kultur, übergeben. Die Laudatio hält der Musikwissenschaftler, Musiker und Kabarettist Flurin Caviezel.
Die KandidatInnen-Liste: Wie der Preis vergeben wird
Mit dem Preis, der seit 1986 vergeben wird, spricht der Regierungsrat seinen Dank und seine Anerkennung aus für ausserordentliche kulturelle Leistungen von Privaten und von Institutionen, die das kulturelle Leben im Kanton in besonderer Weise bereichern. Wie wird der Preis vergeben? Die Kulturkommission schlägt dem Regierungsrat jedes Jahr jeweils zwei Kandidaten für den Kulturpreis vor. In der Kommission gibt es eine Liste mit 5 bis 10 Namen potenzieller Preisträger und Preisträgerinnen. Vorschläge können von Kommissions-Mitgliedern kommen, aber auch von aussen.
„Diese Liste wird jedes Jahr aktualisiert“, erklärt Hans Jörg Höhener, Präsident der Kulturkommission. Sie ist nicht öffentlich. Nach Diskussion in der Kommission („am Anfang sind wir uns nie einig, dann ringen wir relativ lange um eine Lösung“) gehen dann zwei Vorschläge an den Regierungsrat. „Diese Auswahl ist eine der edelsten und zugleich herausforderndsten Aufgaben der Kommission“, sagt Höhener. Die Kommission sei bei der Vergabe relativ offen und vertrete einen breiten Kulturbegriff. „Der Kulturpreis soll kein Schulterklopfen sein, er soll Ansporn sein, weiter auf hohem Niveau zu arbeiten“, erklärt der Kommissionspräsident. Der mit 20'000 Franken dotierte Preis könne für die Ausgezeichneten auch die Möglichkeit bieten, sich vollständig auf das professionelle Kulturschaffen zu konzentrieren. “
Weitere Berichte zum Thurgauer Kulturpreis und Porträts früherer PreisträgerInnen gibt es in unserem Themendossier.
Eine Liste aller PreisträgerInnen seit 1986 gibt es auf der Internetseite des kantonalen Kulturamts.
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