von Inka Grabowsky, 22.02.2019
Von Königinnen und Hofnarren
Das doppelte Festival: Die 13. Ausgabe der „Krönung“ in Aadorf und Burgdorf am 8. und 9. März verspricht einmal mehr die grosse Auswahl an neuer Kleinkunst aus der Schweiz, Deutschland und Österreich.
Die Künstler stehen in den Startlöchern, die letzten Technik-Details werden besprochen, die Einsatzpläne der freiwilligen Helfer sind entworfen: Jetzt kann die Krönung kommen. Seit 2006 gibt es das Format. „Wir haben uns damals geärgert, dass bei der Künstlerbörse Thun einige Kabarettisten nicht zum Zuge kamen, weil sie nicht den Geschmack der Auswahlkommission trafen“, erzählt der Mitbegründer Pascal Mettler. „Gleichzeitig hatten wir mit unseren Künstleragenturen mit dem Phänomen zu kämpfen, dass Veranstalter nur buchen, was sie selbst gesehen haben. Also beschlossen wir, unsere eigene Plattform zu gründen.“ Der Titel entstand als ironischer Seitenhieb auf andere Kleinkunstfestivals. „In Deutschland und Österreich hat ja fast jedes Dorf seinen eigenen Kabarettpreis. Da wollten wir einen draufsetzen: Bei uns bekommt jeder einen Titel.“ Und so entstand die Idee des Hofstaats, zu dem Hofnarren, Burgfräulein, Ritter, Prinzen, Herzöge, Barden, Scharfrichter, Grafen und eben Könige gehören. Bei der Kröning gewinnt man kein Geld, aber immerhin die Gunst des Publikums.
Festivals abseits der Grossstädte
Pascal Mettler hat „Die Krönung“ vor acht Jahren nach Aadorf gebracht. Zuvor gab es neben dem zweiten Standort in Burgdorf Ausgaben in Winterthur und Zürich. „Das hat aber nicht so funktioniert. Und da ich in Aadorf wohne und hier ein perfekt geeigneter Raum zur Verfügung steht, gab es die Krönung dann eben hier.“ Seine Mitveranstalterin Lilo Wellinger konnte er schnell ins Boot holen. Sie wollte damals gerade die Leitung des örtlichen Kulturveranstalters Gong abgeben. Dieses Amt übernahm Mettler quasi als Ausgleich für Lilo Wellingers Engagement für die Krönung. Die parallel in Burgdorf und Aadorf organisierten Wettbewerbe sorgen nicht nur für eine breite öffentliche Aufmerksamkeit, sondern machen die Anreise für die Künstler auch lohnend. Wer nicht gerade König wird und die Late-Night Show bestreiten darf, hätte sonst nur rund eine halbe Stunde Rampenlicht.
Gemischtes Publikum
Die Organisatoren laden nach wie vor gezielt Veranstalter ein. Dreissig bis vierzig kommen an dem Wochenende, die Ostschweizer nach Aadorf, die Berner nach Burgdorf. „Wir wissen aus ihrem Feedback, dass einige ihr ganzes Programm bei uns zusammenstellen.“ Die rund 200 normalen Zuschauer, die sich nach Aadorf aufmachen, sind oft treue Fans, die auch eine weitere Anreise in Kauf nehmen. Das Einzugsgebiet erstrecke sich über die Kantone Zürich und Thurgau bis hin ins Rheintal, so Mettler. Die Attraktivität des Festivals erklärt sich zum Teil auch mit den prominenten Präsentatoren, die jeweils durch den Abend führen. 2019 präsentieren Uta Köbernick (Freitags in Aadorf) und Flurin Caviezel (Samstags in Aadorf) ihre jungen Kollegen.
Aadorfer lachen über andere Dinge als Burgdorfer
Die 16 Künstler und Künstlerinnen, die sich in Aadorf und Burgdorf alternierend in der Freitag- und Samstagnacht präsentieren, habe sich zum Teil beworben, zum Teil sind sie auch von den Organisatoren angefragt worden. Nicht alle sind wirklich Newcomer. „Christoph Staerkle zum Beispiel ist ein alter Hase. Aber als er zugesagt hat, habe ich mich sehr gefreut.“ Ob er es bis zum König bringt oder ihm doch ein junger Hüpfer den Rang ablaufen wird, hat das Publikum in der Hand. „Interessanterweise unterscheidet sich der Humor in Aadorf und in Burgdorf erheblich“, sagt Pascal Mettler. „Es ist eher selten, dass ein Künstler in beiden Orten gekrönt wird.“
Die Aadorfer seien erfahrungsgemäss an Wortwitz interessiert, die Burgdorfer hätten eine Vorliebe für visuelle Effekte. Pantominen wie Staerkle treffen auf Liedermacher wie Christian Weiss und Ralph Weibel oder die Slampoetin Martina Hügi, die Standup Comedy auf Thurgauer Deutsch macht. Vielleicht gibt ihr das ja einen entscheidenden Heimvorteil. Einen Exoten-Bonus könnte dafür der österreichische Musikkabarettist „Da Berrer“ bekommen, dessen Austropop-Parodien ihm immerhin schon zum Titel des „Salzburger Sprösslings“ verholfen haben. Da ist „König“ quasi der logische nächste Schritt. Und wenn es nur zum Hofnarren oder Scharfrichter reichen sollte, so klingt das in der Künstlerbiographie ja auch recht wohltönend.
Programm der 13. Krönung in Aadorf
Freitag, 8. März 2019
Moderation: Uta Köbernick
1. Block 19 Uhr:
Chrissi Sokoll, Martin Fromme, Micha Marx, Herrensalon
2. Block 21.30 Uhr:
Sibylle Aeberli und Stefanie Grob, Sven Ivanic, Kaspar Tribelhorn, Schönholzer und Rüdisüli
Samstag, 9. März 2019
Moderation: Flurin Caviezel
1. Block 19 Uhr:
Mike Baader, Da Berrer, Nikita Miller, Bubble Beatz
2. Block 21.30 Uhr:
Christoph Staerkle, Martina Hügi, Weibel/Weiss, Crazypony
Tagespass Fr. 46.–
Pro Block (ab 19 oder ab 21.30 Uhr) Fr. 28.–
Festivalpass für beide Abende Fr. 80.–
Näheres unter www.die-kroenung.ch
Gewinnspiel: Wir verlosen 3x2 Tickets für die Veranstaltung am Samstag, 9. März. Wie Sie an die Karten kommen, steht hier: https://www.thurgaukultur.ch/magazin/gewinnspiel-der-woche-3922
Von Inka Grabowsky
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