von Piera Cadruvi, 06.11.2023
Wenn die Freude überschwappt
Rappelvoller Rathaussaal und magische Lesungen in Weinfelden: 13 Autor:innen aus dem deutschsprachigen Raum haben am Wochenende ihre Bücher an den Weinfelder Buchtagen vorgestellt. Die Initiantin Katharina Alder ist zufrieden. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)
Eigentlich mache sie das alles nur aus Spass und Freude, sagt Katharina Alder. 2017 hat sie mit einem Team erstmals die Weinfelder Buchtage organisiert – «einfach, weil ich Lust darauf hatte». Das Schöne daran: Ihre Freude schwappt auf andere über, und nun bekommt das ganze Team jedes Jahr viele schöne Rückmeldungen. «Das freut mich dann umso mehr.»
Vergangenes Wochenende fanden die Weinfelder Buchtage zum 7. Mal statt. Mit dabei waren 13 Autor:innen aus dem deutschsprachigen Raum, die während fünf Tagen ihre Bücher vorgestellt haben. Gestartet hat das Festival mit einer Lesung von Judith Keller, die dieses Jahr den Weinfelder Buchpreis für ihren Roman «Wilde Manöver» erhalten hat. Warum Judith Keller? «Sie ist einfach sehr lustig!», sagt Katharina Alder. Und fügt schnell an: «Es ist natürlich nicht nur das – sie hat einen Zauber in ihren Texten, ist sehr fantasievoll und lotet den ganzen fiktionalen Raum aus.»
Den Buchpreis vergibt das Festival seit 2021. Entstanden ist er aus Corona: «Wir hatten damals sensationelle Umsätze in unserer Buchhandlung Klappentext und wollten etwas zurückgeben. So sind wir auf die Idee gekommen, den Buchpreis zu initiieren und damit junge Schweizer Autor:innen zu unterstützen», erklärt Alder.
Magische Lesungen
Die insgesamt 13 Lesungen fanden am Wochenende in der Buchhandlung Klappentext und im Rathaussaal statt. Mit dabei waren – wie auch jedes Jahr – eine Mischung aus renommierten, aber auch aktuell noch nicht so bekannten Autor:innen. «Die Veranstaltung von Behzad Karim Khani, moderiert von Nicola Steiner, und jene von Milena Moser wie auch Sarah Elena Müller waren rappelvoll – wir mussten sogar zusätzliche Stühle bereitstellen», freut sich Katharina Alder. Die Lesungen selber waren «geradezu magisch».
Sarah Elena Müller liest in Weinfelden aus «Bild ohne Mädchen»
Während bekannte Autor:innen viele Menschen anziehen, darf es bei noch nicht so bekannten noch etwas mehr sein, findet die Buchhändlerin: «Das wäre mein einziger Wunsch für die Zukunft – mehr Publikum für die Autor:innen und allgemein für den Literaturbetrieb. Es tut mir weh, wenn bei einer Lesung nicht so viele Menschen anwesend sind.»
Ansonsten ist sie sehr glücklich darüber, wie sich die Buchtage entwickelt haben: Sie darf gemeinsam mit einem tollen Team jedes Jahr tolle Autor:innen nach Weinfelden holen. Dieses Jahr gabs zudem zum ersten Mal ein Moderations-Team, welches aus ehemaligen Studienkolleg:innen von Katharina Alder bestand.
«Das wäre mein einziger Wunsch für die Zukunft – mehr Publikum für die Autor:innen und allgemein für den Literaturbetrieb.»
Katharina Alder, Initiantin Weinfelder Buchtage
Der Verein zum Festival
Auch neu dieses Jahr ist der Verein «buchtage.ch», der für die Organisation der Buchtage zuständig ist. «Wer Lust hat, an den Buchtagen mitzuwirken, kann beitreten», sagt Sophie Koetter. Sie war die erste Lernende in der Buchhandlung von Katharina Alder und hat die Weinfelder Buchtage von Anfang an miterlebt, nun ist sie die Präsidentin des Vereins. Was sie sich für die Zukunft wünscht? «Ich fände es schön, wenn die Lesekultur etwas mehr auflebt – denn jede:r kann beim Lesen oder Zuhören mitfühlen, das ist ja das Schöne an Büchern und Lesungen.» Die Buchtage seien aber mehr als nur Lesungen, «es ist ein Zusammenkommen und ein Zusammensitzen».
Menschen kommen zusammen, um Bücher kennenzulernen und den Stimmen der Personen, die sie geschrieben haben, zuzuhören. Und in Weinfelden passiert das mittlerweile jedes Jahr, weil Katharina Alder vor ein paar Jahren Lust darauf hatte, das zu veranstalten – und das dann auch getan hat.
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