von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 21.04.2017
Oberthurgau lässt nicht locker
Weil sie mit der Entscheidung der Regierung zum Marschhalt beim Historischen Museum unzufrieden sind, legen Kantonsräte aus dem Oberthurgau eine Interpellation vor. Sie fordern ein Umdenken in der Sache und bringen erneut Arbon und Romanshorn als Museums-Standorte ins Gespräch
Unter dem Titel "Fragwürdiger Marschhalt mit dem Historischen Museum" haben acht Kantonsräte aus dem Oberthurgau jetzt eine Interpellation zum Thema eingereicht. Darin äussern sie ihr Unverständnis über die jüngste Entscheidung zum einstweiligen Projektstopp beim Historischen Museum: "Von Seiten des Departements für Erziehung und Kultur wurde unmissverständlich festgehalten, bis im Jahre 2020 werde der Standort des Historischen Museums bekannt sein. Nichts wies im Rahmen dieser Diskussion auf einen möglichen Marschhalt hin. Wie es wenige Wochen später dazu kommt, ist schwer nachzuvollziehen. Die blosse Wahl eines Standorts kann jedenfalls kaum derartige finanzielle Bedenken auslösen, wie sie der Regierungsrat nun äussert", heisst es in der Anfrage.
Die Kantonsräte aus Romanshorn, Arbon und Winden befürchten zudem, dass der jetzige Marschhalt auch eine Vorentscheidung in der Standortfrage sein könnte. "Interessierte Gemeinden. Der beschlossene Marschhalt ist für mögliche Standortgemeinden höchst bemühend. Sie können geeignete Objekte nicht auf Jahre hinaus für ein kantonales Museum reservieren. Indirekt wird damit ein Standortentscheid stark beeinflusst oder gar vorweggenommen", schreiben die Interpellanten. Ähnlich hatte sich SVP-Mann Andrea Vonlanthen, einer der Interpellanten, bereits Anfang April gegenüber thurgaukultur.ch geäussert. Und sie gehen noch ein Stück weiter in einem späteren Abschnitt: "Eine Verzögerungstaktik - aus welchen Gründen auch immer - hinterlässt in den Gemeinden, die sich bereits ernsthaft mit möglichen Museums- Standorten beschäftigen, einen schalen Nachgeschmack."
Interpellanten wollen Historisches Museums vorziehen
Die Unterzeichner der Interpellation fordern darüber hinaus eine Neubewertung der vom Regierungsrat vorgenommenen Priorisierung zwischen Kunstmuseum und Historischem Museum: "Beim Kunstmuseum spricht im Moment wenig für baldige konkrete Schritte. Bis zur Abstimmungsreife eines Projektes werden noch Jahre vergehen. Beim Historischen Museum hingegen eröffnen sich im Oberthurgau vielversprechende Chancen für eine rasche, relativ kostengünstige und breit getragene Lösung." Mögliche Standorte könnten demnach Arbon oder Romanshorn sein. Sowohl das Lagerhaus in Romanshorn als auch das Schloss Arbon hatte der Regierungsrat in früheren Prüfungen aber bereits abgelehnt. Abschliessend notieren die Kantonsräte in ihrer Interpellation: "Für den Oberthurgau wäre ein kantonales Historisches Museum gesellschaftlich, kulturell und touristisch von ausserordentlich grosser Bedeutung."
Laut Geschäftsordnung des Grossen Rates hat die Regierung nun bis Ende Jahr Zeit die Interpellation schriftlich zu beantworten.
Die Interpellation im Wortlaut gibt es hier
Weitere Beiträge von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter
- Auf Kinderaugenhöhe (21.10.2024)
- Was hält uns zusammen? (16.10.2024)
- «Falsch gespart»: Kritik am Sanierungs-Stopp (15.10.2024)
- Die Entdeckung des Raums (11.10.2024)
- Die Zukunft bleibt fern (04.10.2024)
Kommt vor in diesen Ressorts
- Kulturpolitik
Kommt vor in diesen Interessen
- Geschichte
Ist Teil dieser Dossiers
Ähnliche Beiträge
«Ich habe meine Arbeit immer geliebt!»
Gabriele Keck war 13 Jahre lang Direktorin des Historischen Museum Thurgau. Jetzt geht sie in den Ruhestand. Ein Abschiedsgespräch über Erfolge, Enttäuschungen und Durchhaltevermögen. mehr
SVP behält Departement für Erziehung und Kultur
Denise Neuweiler wird Nachfolgerin ihrer Parteikollegin Monika Knill. Das hat der Regierungsrat in seiner ersten Sitzung nach der Wahl festgelegt. mehr
Wie wir die Museumskrise lösen können
Die Ausbaupläne bei den kantonalen Museen sind gescheitert. Wie geht es jetzt weiter? Eine klare Fokussierung wäre ein Anfang. Ein Aufruf zur Debatte von Kurt Schmid. mehr