von Stefan Böker, 20.08.2024
Eisenwerk startet in die neue Saison
Im Frauenfelder Kulturhaus läuft's rund. Die Veranstaltungen sind gut besucht, das neue Programm kann sich sehen lassen und der lange geplante Umbau hat bereits angefangen. (Lesedauer: ca. 4 Minuten)
«Die Sommerlochkonzerte waren bis jetzt gut besucht und fanden bei fabelhaftem Wetter statt», sagte Marco Kern, Vorstand des Vereins Kultur im Eisenwerk, anlässlich der Pressekonferenz erfreut. Noch bis 24. August können Gäste die herrliche Atmosphäre unter den alten Kastanienbäumen geniessen und den Klängen ausgewählter Bands lauschen.
Froh ist Marco Kern zudem über die engagierte Mitarbeit der vielen Freiwilligen, die das Ganze erst möglich machen. Eine grosse Hilfe sei die in diesem Jahr neu geschaffene 20-Prozent-Stelle in der Eventbetreuung. Diese betreut zumeist Abendkasse und Bar, und mit ihr ist an den Veranstaltungen stets eine Ansprechperson vor Ort, die den Überblick über die Aufgaben behält und die Ehrenamtlichen schult – ein weiterer Schritt in Richtung Professionalisierung, wie Geschäftsleiterin Claudia Rüegsegger ergänzte.
Neues kantonales Kulturkonzept greift
Am vergangenen Montag war zugleich Start für den Umbau des grossen Saals. Brandschutz und Barrierefreiheit sind zwei Themen, die beim Projekt für Gesamtkosten in Höhe von rund 1 Million Franken und lange Planung gesorgt hätten. Dieses sei mehr und mehr gewachsen, umschreibt Claudia Rüegsegger den Vorgang. «Es war ein rechter Lupf, bis alle Vorschriften erfüllt waren.» Anfang nächsten Jahres werde dann auch die Saaltechnik erneuert. Erstmals bekommt der grosse Saal eine eigene Soundanlage. Diese musste man vorher mieten.
Das Programm der neuen Saison folgt dem Credo, «breit, bunt und vielfältig» zu sein. Acht Gitarren-Konzerte von Pop bis Metal, darunter die etablierte Nachwuchskonzert-Reihe «BANDXOST» oder die legendäre US-amerikanische Crossover-Band «Pro-Pain», sind bis Ende Jahr geplant. Dazu vier Jazz-Shows, bei denen unter anderem die mongolische Pianistin Shuteen Erdenebaatar auftritt, die jüngst mit dem deutschen Jazzpreis ausgezeichnet worden ist.
Auf der Theaterbühne gibt es Stücke für gross und klein, darunter das für ein Kindertheater ungewöhnlich aufwändig inszenierte Stück «La Grenouille: Die Geschichte vom Onkelchen». Erwachsene dürfen sich auf Schauspiel, Komik und Poetryslam freuen. Theaterkurse, ebenfalls für gross und klein, erfreuen sich steigender Beliebtheit.
Zu werkeln gibt es auch immer etwas, beispielsweise im Co-Labor. Ab kommendem Jahr findet das grosse Repair-Café mehrmals jährlich im Grossen Saal statt. Dieses war bis anhin im Quartiertreffpunkt Talbach beheimatet, welcher auf Ende Jahr schliessen muss. Das gesamte Programm auf www.eisenwerk.ch
Weiterhin mieten müssen die Veranstalter:innen einen Profi für die Tontechnik. Während der Verein fürs Licht zwei Personen im je 20- bzw 10-Prozentpensum angestellt hat, ist dies für den Ton bisher noch nicht möglich gewesen. «Das möchten wir ändern», wünscht sich Geschäftsleiterin Rüegsegger. Denkbar wäre, das Pensum der beiden angestellten Techniker zu erhöhen. Ob und wie das finanziert werden kann, steht noch in den Sternen. «Den Umbau», nennt Rüegsegger ein Beispiel, «hätten wir ohne die Hilfe des Kantons und der Stadt Frauenfeld nicht stemmen können.»
Der Verein habe die Pläne unter anderem umsetzen können, weil das neue Kulturkonzept des Kantons Thurgau zusätzliche Fördermöglichkeiten vorsieht. Zum Beispiel für Licht- und Tonanlagen, oder wenn es sich um Umbauten von kulturell besonders bedeutsamen Orten handelt – wie die ehemalige Schraubenfabrik eben.
Kapazität wächst auf 600 Personen
Löcher im Programm entstünden durch die Arbeiten fast keine, so Marco Kern weiter. Die Sommerpause dauere 2025 lediglich zwei Wochen länger. Dann eröffne der neue Saal den Veranstalter:innen ganz neue Möglichkeiten: Neu gelte ein Fassungsvermögen von 600 Personen statt wie bis anhin 200. Das wolle man auszunutzen und grosse Veranstaltungen buchen, bekräftigte Kern, der im Vorstand für die Programmgruppen zuständig ist. «Dafür bräuchten wir jedoch weitere freiwillige Helferinnen und Helfer.» Für Künstlerinnen und Künstler wird es ebenfalls angenehmer, denn der Backstage bekommt einen zweiten Raum. Im Eingang wird ein Teil der Garderobe zum Kassenhäuschen umgebaut.
Sorgen vor Sparrunden
Sorgenfalten bereitet dem Verein allerdings die Ankündigung der Stadt, in Zukunft sparen zu müssen. «Bald findet unsere Budgetsitzung für das Jahr 2025 statt. Konkrete Informationen, wo oder ob überhaupt der Rotstift angesetzt wird, gab es noch keine», bemängelte Claudia Rüegsegger dadurch fehlende Planungssicherheit. Ihrer Meinung nach laufe der Verein sowieso am Anschlag.
Wo man da weiter sparen könne, sei eine schwierige Aufgabe. «Sparen geht höchstens beim Programm», sagte sie mit Nachdruck. Also auf Kosten des Publikums und der Kulturvielfalt. «Wir bekommen seit Jahren dieselben Beträge», ergänzte Marco Kern. «Im Grunde genommen wurde da schon gespart.»
«Wir können nur überleben, wenn wir so viele Geschmäcker wie möglich ansprechen, vom Metalkonzert bis zum Kindertheater.»
- Claudia Rüegsegger, Geschäftsstellenleiterin des Eisenwerks
Weitere Themen am Medienanlass waren die Besucherzahlen und die Beiz. Bei Ersteren habe man sich laut Kern vom Corona-Schock erholt. Der Vorverkauf werde zwar weniger benutzt. Und es sei weniger Bereitschaft beim Publikum zu spüren, sich auch mal auf Unbekanntes einzulassen. Doch sei man mit den Zahlen fast wieder wie auf dem Niveau von 2019, so Rüegsegger.
Die Beiz will der Verein nicht mehr extern betreiben lassen. Momentan bedeute es zwar einen Zusatzaufwand – sprich: mehr Freiwillige – die Beiz bei Veranstaltungen aufzumachen. Dafür bestehe Nachfrage danach, diese zu mieten, für Geburtstage oder privat auf die Beine gestellte Events wie den syrischen Mittagstisch jeweils mittwochs. Stefan Böker
Jubiläumsfest im Oktober
Die wohl grösste Veranstaltung findet am 26. Oktober ab 14 Uhr statt: Der Festtag zum 40-Jahre-Jubiläum des Eisenwerks. Dichter war das Angebot wohl nie. Die Gewerbebetriebe im Eisenwerk laden am Nachmittag zu Besichtigungen und verschiedenen Angeboten ein. Im Foyer und in der Beiz wird ein Treffpunkt eingerichtet, zum Verweilen, sich Austauschen, etwas trinken, zudem gibt es Foodstände. Der Abend gehört sechs hauseigenen Bands, welche im Eisenwerk einen Proberaum haben. An diesem Tag wird zudem die Episode 2 des Eisenwerkpodcasts veröffentlicht und das neue Kassenhäuschen eingeweiht.
Von Stefan Böker
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