von Inka Grabowsky, 11.03.2019
Es leben die Könige!
Bubble Beatz, Schönholzer & Rüdisüli und Micha Marx sind die neuen Könige der Kleinkunst. Die Zuschauer des Kleinkunstfestival „Die Krönung“ in Aadorf und Burgdorf haben sie aus 16 Bewerbern gewählt.
Die Grenzen der Kleinkunst wurden bei der 13. Ausgabe der Krönung (mehr zur Geschichte des Festivals gibt es hier) gründlich ausgelotet. In zwanzig-minütigen Kurzauftritten an zwei Abenden und an zwei Orten gab es musikalische Akrobatik wie vom Duo „Crazy Pony“ ebenso wie wortlose Pantomime von Christoph Staerkle. Nikita Miller erzählte einfach die Geschichte seiner Jugend als Deutscher mit russischen Wurzeln - das war komisch genug. Der junge Mann musste tatsächlich einfach nur auf seinem Barhocker sitzen, seine Bühnenpräsenz wirken lassen und den russischen Akzent seines Vaters imitieren, um Lacher zu ernten und später zum „Herzog“ zu werden. Alltagssatire gab es auch von Martina Hügi, die Skurriles aus dem Leben einer Primarlehrerin in der Provinz zum Besten gab. Ihr Fleisspünktchen klebte sie Christian Weiss ans Revers, der spontan eine Liedzeile für sie umgedichtet hatte. Der Musiker, der als Mitglied von „Heinz de Specht“ bekannt ist, bildet derzeit ein Duo mit dem Schriftsteller Ralph Weibel, so dass sich bei ihrem Auftritt Lieder und Lesungen mit jeweils treffenden Texten unterhaltsam abwechselten. „Scharfrichter“ dürfen sie sich jetzt nach der Krönung nennen.
Nachwuchsfestival mit alten Hasen
Den grössten Applaus sowohl in Aadorf als auch am Abend zuvor in Burgdorf bekamen Christian Gschwend und Kay Rauber alias Bubble Beatz. Sie waren 2010 mit ihrem Auftritt in der Castingshow „Das Supertalent“ bekannt geworden. Ihr Konzept, auf allem Möglichen herum zu trommeln, verfolgen sie schon seit 1998. Nach einer schöpferischen Pause feiern sie nun aber mit neuem Ansatz und neuem Programm ein Comeback. „Die Bubble Beatz wollen nun wirklich in die Kleinkunst und haben deshalb die Menge an Requisiten stark reduziert“, sagt der Festival-Mitbegründer Pascal Mettler. Insofern seien sie eben doch Newcomer. Ihnen reichte diesmal nach eigenen Angaben ein Gang durch die Küchenabteilung eines bekannten schwedischen Möbelhauses, um sich mit ausreichend Musikinstrumenten zu versorgen. „Wir sind immer noch die mit dem meisten Zeug“, räumten sie auf der Bühne ein. Dass sich aus Eimern Trommeln machen lassen, war allen Zuschauer auch zuvor klar. Die klanglichen Qualitäten eines Eierschneiders oder das Teleskop-Tischbein als Didgeridoo verblüfften dann doch.
Viel zum Staunen, wenig Schenkelklopfer
Die rund 250 Besucher am Samstag in Aadorf liessen sich gerne begeistern. Angeheizt von Moderator Flurin Caviezel mit seiner Sammlung bemerkenswerter Instrumente klatschen sie den Rhythmus, sangen auf Aufforderung lauthals mit - und stimmten schliesslich mehrheitlich für die Krönung von Bubble Beats. Die Lokalmatadorin Martina Hügi aus Tägerwilen brachte es immerhin zum Burgfräulein. Hofnarr wurde der Musikkabarettist Mike Baader aus Bern, der ein erstes Solo-Programm präsentierte. Die bitterbösen Texte des Österreichers „Da Berrer“ kamen dagegen nicht so gut an. Witze über Katzen, die man aus Versehen hat einschläfern lassen, sind für hiesige Tierfreunde eben nicht lustig. Mehr als Prinz kann man damit in Aadorf nicht werden. „Im Endeffekt haben ja alle gewonnen“, meint jedoch Flurin Caviezel. Jeder Künstler konnte sich vor Veranstaltern präsentieren, die sich wie immer unter das Publikum gemischt hatten. So kann dann auch ein simpler „Graf“ vielleicht demnächst mit neuen Engagements rechnen.
Von Inka Grabowsky
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