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15.08.2025

Forschungspreis Walter Enggist 2025 geht an Rita Kesselring

Forschungspreis Walter Enggist 2025 geht an Rita Kesselring
Die Ethnologin Rita Kesselring. | © zVg

Wie hängen eine Kupfermine in Sambia und die Schweiz zusammen? Die Ethnologin Rita Kesselring folgt den Spuren – und wird dafür mit dem Walter-Enggist-Preis 2025 geehrt. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Die Ethnologin Rita Kesselring wird mit dem Forschungspreis Walter Enggist 2025 ausgezeichnet. Das hat das Amt für Mittel- und Hochschulen des Kantons Thurgau bekannt gegeben. Die in Frauenfeld aufgewachsene Wissenschaftlerin ist assoziierte Professorin (heisst so viel wie Kesselring ist eine fest angestellte Professorin, die sich in der Hierarchie zwischen einer Assistenzprofessorin und einer ordentlichen Professorin befindet) für Urban Studies an der Universität St.Gallen und beschäftigt sich seit Jahren mit den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen afrikanischen Bergbaustädten und globalen Handelsplätzen.

Im preisgekrönten Buch Extraction, Global Commodity Trade, and Urban Development in Zambia’s North-Western Province richtet Kesselring den Blick auf Solwezi, eine sambische Stadt neben der grössten Kupfermine Afrikas – und auf deren unsichtbare Verbindung zum Schweizer Rohstoffhandelsplatz. Ihre ethnografische Arbeit zeigt, wie eng Abbauorte und Handelszentren miteinander verflochten sind und wie diese Beziehungen Ungleichheiten verstärken oder neue Abhängigkeiten schaffen.

Was die Jury zur Preisvergabe sagt

Die Jury, geleitet von Prof. Dr. Sibylle Minder Hochreutener, würdigte die „hohe gesellschaftliche Relevanz“ der Forschung, die auf intensiver Feldarbeit beruht und die Rolle der Schweiz im globalen Rohstoffhandel klar benennt. Mit Kesselring werde „eine erfolgreiche Thurgauer Wissenschaftlerin mit grosser Aussenwirkung“ geehrt, so das Urteil.

Für Kesselring ist die Auszeichnung auch persönlich bedeutsam: „Es ist eine Art Heimkehr in die Ostschweiz nach vielen Stationen weltweit. Gleichzeitig ist es politisch ein wichtiges Zeichen, dass wir uns intensiver mit globaler Ungleichheit und der Rolle der Schweiz auseinandersetzen müssen.“ Das Preisgeld von 15'000 Franken will sie in weitere Forschungsaufenthalte für ein neues Projekt zu globalen Liefer- und Produktionsketten investieren.

Nachwuchsforschungspreis entfällt mangels geeigneter Einreichungen

Der Forschungspreis Walter Enggist wird vom Netzwerk Thurgau Wissenschaft vergeben. Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 17. September 2025, um 19 Uhr im Singsaal der Kantonschule Frauenfeld statt. Eine Anmeldung ist online unter forschungspreis.tg.ch möglich.

Dieses Jahr wird nur der Hauptpreis vergeben; der Nachwuchsforschungspreis entfällt mangels geeigneter Einreichungen. Studierende aus dem Thurgau, die ihre Masterarbeit mit Bestnote abgeschlossen haben, sind eingeladen, sich 2026 zu bewerben.

 

Kompetenzbündel Thurgau Wissenschaft

Das Kompetenzbündel Thurgau Wissenschaft wurde 2012 ins Leben gerufen. Das Netzwerk vereinigt inzwischen 20 wissenschaftlich arbeitende Institutionen im Kanton Thurgau. Es macht ihre Arbeit im Thurgau sichtbar, indem es zum Beispiel im monatlichen Newsletter darüber berichtet. Im Jahr 2019 vergab das Kompetenzbündel Thurgau Wissenschaft erstmals den Forschungspreis Walter Enggist. Der Preis wird mit Mitteln finanziert, die das Amt für Archäologie und die Kantonsbibliothek Thurgau – beides Mitglieder des Kompetenzbündels Thurgau Wissenschaft – aus der Erbschaft des im Jahr 2016 verstorbenen Frauenfelders Walter Enggist zur Verfügung stellen.

 

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