von Brigitta Hochuli, 23.03.2014
Abschied mit Satie
Das forum andere musik war 2008 mit dem Thurgauer Kulturpreis ausgezeichnet worden. Vorher und nachher sorgte es immer wieder für Aufsehen. Jetzt wechselt die Führungsriege, die alte verabschiedete sich in Gottlieben mit Erik Saties „Vexations“ zum Auftakt ihres aktuellen Programms 482‘284‘800_reset.
15 Jahre Kulturarbeit, 12 Programme
Kurz vor der Eröffnung der neuen Veranstaltungsreihe fand im Bodman-Haus die letzte Generalversammlung mit dem amtierenden Vorstand des forums andere musik statt. Nach 15 Jahren bemerkenswerter Kulturarbeit und 12 hervorragenden Programmen entschieden sich Adrian Bleisch, Claudia Rüegg, Susanna Entress, Lukas Peer, Heidi Steffen Schöni, Uwe Moor und Nicole Gsell, die Leitung des Vereins an die junge Generation weiterzugegeben.
Übergabe am 21. Juni
Der seit dem Wochenende neu gewählte Präsident Dominik Anliker wird an der letzten Veranstaltung am 21. Juni nach 482’284'800 Sekunden mit seinem neuen Team den scheidenden Vorstand ablösen. Mit einer kleinen Übergabe in noch nicht bestimmter Form wird der neue Vorstand in die grossen Fussstapfen treten. Eine gute Verbindung zwischen den zwei Generationen war an der Versammlung deutlich spürbar, das Vertrauen und die Dankbarkeit von beiden Seiten gross.
Neue Formen gesucht
Mit den weiteren neuen Vorstandsmitgliedern Oliver Roth, Andrin Uetz, Joahannes Keller und Katharina Alder liegt der momentane Schwerpunkt noch im musikalischen und theatralischen Bereich. Mit den Bildenden Künsten sollen nach und nach Verknüpfungen entstehen. „Wie versuchen nicht, die aktuelle Arbeit zu kopieren oder dem alten Vorstand nachzueifern, sondern suchen – ganz in der Tradition der Freiheit des forums – neue Wege und Formen für die Planung und Durchführung ansprechender Kulturveranstaltungen“, sagt Dominik Anliker.
Alles andere als quälend
Der noch nicht ganz endgültige Abschied bedeutete vorerst ein 840 Mal langes „Quälen“ mit Erik Saties (1866-1925) „Vexations“. Gespielt wurden die immer gleichen drei Takte von 12 verschiedenen Pianistinnen und Pianisten in der Hotellobby der Gottlieber Drachenburg.
Das war von Samstag, 16 Uhr, bis Sonntagmittag eine musikalische Meditation, die sich mindestens beim Anhören eines Teils der Wiederholungen nicht als Quälerei herausstellte. Am Klavier sassen nebst Claudia Rüegg, der langjährigen forums-Präsidentin, Natascha Albash, Hans Galli, Rosmarie Gut, Claudia Hée, Johannes Herrmann, Stefan Kaegi, Harry Klewitz, Martin Preisser, Myriam Ruesch, Irene Roth und Andreas Vogel. Die Aufführung fand im Rahmen der mehrtägigen Hotel-Performance „Hecht an der Grenze“ statt. (pd/ho)
KOMMENTAR *
Martin Preisser • vor 3 Jahren
In der Tat waren die Vexations keine Quälerei, sondern eine spannende Erfahrung. Und als Musiker, der sich um 6 Uhr morgens aus dem Bett "quält" zum dritten Auftritt, ist man natürlich überrascht, dass da dann ein grösseres Wandergrüppchen, fertig gerüstet zum Morgenspaziergang, in der Hotel-Lounge sitzt und noch ein paar Minuten Satie hört, bevor es zum bird watching oder anderen Naturerlebnissen aufbricht.
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