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Kulturlobby gibt Wahlhilfe

Kulturlobby gibt Wahlhilfe
Wen wählen am 15. März? Die IG Kultur Ost hat die Kandidatinnen und Kandidaten einer Kulturverträglichkeitsprüfung unterzogen. | © Canva/Ulrike Leone

Wie kulturfreundlich sind die Kandidatinnen und Kandidaten der anstehenden Kantonsratswahl am 15. März? Eine Umfrage der IG Kultur Ost gibt einen kleinen Einblick. 

Zehn Fragen zu Grundsätzen und Einzelaspekten der Kulturpolitik sollten die Kandidatinnen und Kandidaten beantworten: Von allgemeinen Frage, ob Kultur überhaupt eine Staatsaufgabe sei, bis zu konkreten Fragen zur Zukunft des Historischen Museums und des Kunstmuseums. Rund ein Sechstel der im Thurgau kandidierenden Politikerinnen und Politiker beantworteten die Fragen, die IG Kultur Ost sieht darin einen „zufriedenstellenden Rücklauf“, stellt aber auch fest: „Der schweigenden Mehrheit der Kandidierenden scheint es an einem Grundinteresse an Kultur zu fehlen - was auch ein Statement ist“, heisst es in einer Medienmitteilung der IG.

In der Auswertung ihrer Umfrage kommen die Kultur-Lobbyisten zu folgendem Schluss: „Wer kulturfreundlich wählen will, wählt Grün oder SP.“ Tatsächlich ist die Frage allerdings gar nicht so leicht zu beantworten. Denn: Die Beteiligung schwankt je nach Partei massiv. Vier Parteien (BDP, EDU, EVP und GLP) haben sich gar nicht geäussert, bei der SVP nur jeder Vierte, bei der FDP gerade mal 7 Prozent der Kandierenden. Deutlich engagierter waren CVP (35 Prozent), Grüne (41 Prozent) und die SP (53 Prozent). Die Vergleichbarkeit der Daten ist da kaum gegeben.

Zweifel an der Vergleichbarkeit der Daten 

Trotzdem hat die IG Kultur Ost ein Ranking in Sachen Kulturfreundlichkeit auf Basis der Umfrage aufgestellt. Demnach sind die Grünen und die SP besonders kulturfreundlich (jeweils 87 Prozent). CVP (67 Prozent), FDP (63 Prozent) und SVP (60 Prozent) folgen auf den weiteren Plätzen (zur Methode der Datenerhebung siehe Infokasten am Ende des Textes). 

Mit der Umfrage bringt sich die noch junge IG erstmals in den kulturpolitischen Diskurs im Thurgau ein. Die Hintergründe dafür beschreiben die Kultur-Lobbyisten so: „Leider sind kulturpolitische Fragen in den gängigen politischen Ratings wie Smartvote oder Vimentis untervertreten, weshalb wir dieses Kulturrating erstellt haben. Damit geben wir den Wählerinnen und Wählern bei den kantonalen Wahlen im Kanton Thurgau und dem Kanton St.Gallen die Chance, die kulturpolitischen Ansichten der Kandidierenden besser kennenzulernen und leisten somit einen Beitrag zur Meinungsbildung.“

Aus der Befragung der IG Kultur Ost. Grafik: zVg

 

13 Politikerinnen und Politiker sind besonders kulturfreundlich 

Das sieht dann so aus: Auf Kandidaten-Ebene haben laut IG Kultur Ost 13 Politikerinnen und Politiker die knapp oder exakt die Maximalpunktzahl erreicht. „Das sind die Köpfe, die sich in den Parlamenten hundertprozentig für kulturelle Anliegen einsetzen werden“, schreibt die IG in ihrer Medienmitteilung. Es sind: Robin Kurzbein (Grüne, Bezirk Frauenfeld), Martin von Siebenthal (Grüne, Bezirk Frauenfeld), Naomi Brot (JUSO, Bezirk Kreuzlingen), Bianca Rodriguez (SP, Bezirk Arbon), Beat Schenk (JUSO, Bezirk Kreuzlingen), Erich Haller (SP, Bezirk Kreuzlingen), Markus Brüllmann (SP, Bezirk Kreuzlingen), Nina Schläfli (SP, Bezirk Kreuzlingen), Matthias Kreier (Grüne, Bezirk Münchwilen), Vesna Calori (SP, Bezirk Münchwilen), Brigitta Hartmann (Grüne, Bezirk Weinfelden), Jakob Kohn (Grüne, Bezirk Weinfelden) und Reto Frei (Grüne, Bezirk Weinfelden).

Auch interessant: Am unteren Ende der Skala, also am wenigsten kulturfreundlich sind laut der Befragung: Judith Ricklin (SVP, Bezirk Kreuzlingen), Norbert Senn (CVP, Bezirk Arbon), Franz Weber (CVP, Bezirk Frauenfeld) und Cornel Högger (CVP, Bezirk Weinfelden).

Die Kartause Ittingen ist der Lieblings-Kulturort der Befragten

Gefragt wurden die Politikerinnen und Politiker auch nach ihrem Lieblings-Kulturort im Kanton. Die Rangliste führt die Kartause Ittingen vor dem Eisenwerk Frauenfeld und dem Horst-Klub Kreuzlingen an. Und: Fast 80 Prozent der Befragten sprechen sich für eine Einführung eines kantonalen Kulturprozents aus. Das bedeutet, dass mindestens ein Prozent des Haushalts im Kanton und in den Gemeinden für Kulturausgaben verwendet werden soll. 2018 lag der Wert im Thurgau nach Zahlen der IG Kultur Ost bei 0,5 Prozent.

Dass die soziale und finanzielle Situation vieler Kulturschaffenden prekär ist und verbessert werden sollte, unterschreibt ebenfalls eine Mehrheit der Befragten. Alle Ergebnisse der Befragung kann man auf der eigens eingerichteten Webseite https://wahlen-tg.ig-kultur-ost.ch nachlesen. Dieselbe Erhebung gibt es übrigens auch für St. Gallen: https://wahlen-sg.ig-kultur-ost.ch  

 

Die Methode der Datenerhebung

„Zu Beginn der Umfrage starten alle Kandidierenden mit 50 Prozentpunkten. Anschliessend gibt es pro Antwort Punkte dazu oder es werden Punkte abgezogen. Für eine der Frage zustimmende Antwort (ja oder eher ja) gibt es 5 oder 2.5 Prozentpunkte. Für nein oder eher nein werden 5, bzw. 2.5 Prozentpunkte abgezogen. Werden alle Fragen mit ja beantwortet gibt es somit 100 % und wenn alle mit nein beantwortet werden 0 %“, schreibt die IG Kultur Ost auf der Internetseite des Kulturrankings.  

 

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