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von Brigitta Hochuli, 01.07.2017

Öppis mit U

Öppis mit U
Der Berner Autor Lorenz Pauli bei seinem Auftritt vor kleinen Gästen im Bodmanhaus Gottlieben. | © Brigitta Hochuli

Von Brigitta Hochuli


Lorenz Pauli weiss nicht, was passieren wird auf der Bühne seines Erzähltheaters. Denn jeden Anfang mache er zusammen mit den Kindern. So geschehen auch an der Matinée am Samstag im Gottlieber Bodmanhaus. Der Berner Autor und Geschichtenerzähler, früher Banker und Kindergärtner, liest nicht vom Laptop ab, er lässt Buchstaben aus ihm herauspurzeln.


„Öppis mit T?" - „En Tiger - en Theo - en Tintefisch!"
„Öppis mit U?" - „En Uhu - ä Üle!"


Und schon nimmt die Geschichte ihren Lauf...


Öppis mit Bodmanhaus? - „Es war einmal im Bodmanhaus, da lebte eine Maus."
Öppis mit Gottlieben? - „Es war einmal in Gottlieben, da musste man das Geschichtenhören verschieben."


Verschoben wurde nichts, auch wenn nur ein halbes Dutzend Kinder, ein paar Eltern und die Omama mit ihrer Enkelin gekommen waren. Umso intimer war der Rahmen, umso spannender und lustiger, was der ziemlich freche Assistent Fips aus dem Badezimmerkübel heraus von Lorenz Pauli an Erzählungen und Liedern hören wollte. Zum Beispiel jenes von der Tanne in der Savanne oder jenes vom Weisheitszahn aus Afghanistan.


Zwischendurch machen Erzähler und Gäste ein paar Lockerungsübungen. Dann geht's zur Sache. Denn Jasmin hat einen Vater, der ständig ins Handy guckt und eine Mutter, die nichts, aber auch gar nichts glaubhaft findet. So begibt sich die Tochter mit ihrem Bett auf nächtliche Raumfahrt.


Am Ende der Vorstellung platzt ein Ballon. Er hat sich in seinem Wahn von der eigenen Bedeutsamkeit leider allzu sehr aufgeplustert. Strafe muss sein, aber keine Moral! Lorenz Pauli vermeidet den Zeigefinger und er weiss auch warum: „Meine zwölfjährige Tochter ist mir die beste Lektorin."

Büchertisch im Bodmanhaus. Noch nie habe er so viel verkauft wie hier in Gottlieben, freut sich Autor Lorenz Pauli. Bild: Brigitta Hochuli


***

Die Matinée mit Lorenz Pauli stand unter dem Titel „Rigo und Rosa", seinem neusten Buch mit wunderbaren Bildern von Kathrin Schärer, erschienen im Atlantis Verlag. Hier eine Rezension aus der Frankfurter Allgemeinen. Eine Übersicht zum weiteren Schaffen Paulis finden Sie hier.

 

Abschied und Bedauern

Am Donnerstag war im Bodmanhaus Jochen Kelter zu Gast. Und Stiftungsratspräsident Claudius Graf-Schelling verabschiedete Kathrin Zellweger. Am Samstag begrüsste sie an der Kinder-Matinée zum letzten Mal ihr Publikum. Im Januar 2016 hatte sie zusammen mit Norina Procopan Programmleitung und Moderationen übernommen. Die Nachfolge tritt nun Marianne Sax an, Buchhändlerin und Kantonsrätin aus Frauenfeld.


In der Regel blieben Kuratoren drei, höchstens vier Jahre, räumt Kathrin Zellweger ein. Doch zwischen ihr und der Co-Programmleiterin habe es kulturelle Unterschiede gegeben. Norina Procopan habe deshalb schon diesen Januar aufgehört. „Ich bedauere es sehr, dass diese Kuration, die ich sehr gerne noch länger gemacht hätte, nicht geglückt ist. Ich habe die Aufgabe sehr gerne gemacht: Sie ist interessant, fordernd und sehr bereichernd."


Höhepunkte habe es verschiedene gegeben, sagt Kathrin Zellweger gegenüber thurgaukultur.ch. Allerdings hätten sie nicht immer mit den gut besuchten Veranstaltungen korreliert. „Es gab Abende, die waren einfach sehr stimmig, weil der Autor als Autor und als Person überzeugte, weil die Diskussion fruchtbar war, weil die Gäste lange blieben und sich offensichtlich wohl fühlten." Insgesamt habe das Bodmanhaus ein tolles Konzept, das mit jeder Kuration wieder etwas anders werde. „Das trägt dazu bei, dass immer wieder neue Sichten und Absichten einfliessen." (ho)

 

 

 

www.bodmanhaus.ch

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