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von Barbara Camenzind, 07.04.2025

Teo, Johannes und die Loewen

Teo, Johannes und die Loewen
Spielen in der Reihe "Klassik im Schloss Arbon": das Loewe Quartett. | © zVg

Wenn eine Komposition so schön ist, dass sie einen ganzen Konzertabend füllt: Klassik im Schloss Arbon widmet sein letztes Saisonkonzert am Sonntag 13. April, Johannes Brahms‘ Klavierquintett in f-moll op.34. Mit dem Loewe-Quartett musiziert Teo Gheorghiu, international gefeiert als Konzertpianist, national bekannt durch seine Rolle im Film Vitus. Anschliessend gibt es ein Künstlergespräch, moderiert von thurgaukultur-Musikkorrespondentin Barbara Camenzind. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Ein Werk, das einen ganzen Abend füllt und keine Rolle erfüllen muss: Johannes Brahms konnte das. Er und seine Musik verkörperten den Teil der absoluten Musik in der Tradition Beethovens. Als Antipoden zu Richard Wagner und seinen Musikdrama-Fans. Wer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Musik liebte, konnte diesen „Glaubenskrieg“ hautnah miterleben, bis zur Schlägerei im Konzertsaal. Wobei das mehr ein Krieg der Fans war. Die Legende besagt, dass Brahms heimlich weinte, als Wagner starb.

Im Zeitalter der Romantik gab es wie zwei grosse musikalische Welten: Die der nationalen Leitmotive, der grosse Wurf des deutschen Fachs in der Oper - und die wunderbaren, feinziselierten „Weltreisen in die Nähe“, die im Biedermeier ihren Ursprung fanden. Hausmusik auf höchstem Niveau. Das nennt sich fachtechnisch Kammermusik. Und Johannes Brahms beherrschte dieses Fach mit norddeutscher Klarheit und künstlerischer Grandezza.

Hommage an Franz Schubert

1864 beendete Brahms das Werk, das er der Prinzessin Anna von Hessen widmete und nachdem es die wichtigste Prüfung durchlief: Clara Schumann, Komponistin und Pianistin, Ehefrau von Robert Schumann und Johannes Brahms‘ Lebensmensch, um die Beziehung klar zu stellen, bedankte sich für die „schöne Sendung“ eines Streichquintetts, die mit der aussergewöhnlichen Besetzung 2 Geigen 1 Viola und 2 Violoncelli geplant war, als Hommage an Schubert. Das dann aber zum Klavierquintett umgearbeitet wurde.

Uraufgeführt wurde es in der Schweiz, an einem Hauskonzert 1865 in Basel.  Der Dirigent Hermann Levi schrieb 1864 an Brahms: „Das Quintett ist über alle Massen schön; wer es nicht unter früheren Firmen gekannt hatte, der wird nicht glauben, dass es für andere Instrumente geschrieben wurde“.

Video: Trailer zum Film Vitus mit Teo Georghiu (2006)

Früher Ruhm - Chance und Zwiespalt

Brahms‘ Talent zeigte sich früh, auch wenn er seine ersten Werke noch unter Pseudonym veröffentlichte, um nicht zu sehr persönlich aufzufallen. Im protestantisch-norddeutschen Kontext war das klug und gar nicht so unähnlich den helvetischen Strukturen.

Das junge Loewe Quartett, allen voran Livia Loewe Berchtold, hat mit der Konzertreihe Klassik im Schloss Arbon und dem Ostinato Festival neue, vielversprechende Konzertformate etabliert. Das braucht Chuzpe und viel Standfestigkeit. Teo Georghiu war als Kind bereits ein Schweizer Filmstar. Längst hat er sich künstlerisch von „Vitus“ etabliert.  

Barbara Camenzind wird in ihrem Gespräch mit dem Pianisten nachspüren, was -  jenseits aller Schubladen des frühen Ruhms - für ihn gute Musik ausmacht.  Und warum Brahms’ Kammermusik auch nach 150 Jahren immer noch rockt.

Hinweis: Das Künstlergespräch im Anschluss an das Konzert ist exklusiv für den Freundeskreis „Klassik im Schloss“ gedacht. Wer gerne Mitglied werden möchte, meldet sich hier.

Termin: Klassik im Schloss Arbon, Sonntag 17 Uhr

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