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von Tabea Steiner, 26.01.2021

Harte Jahre

Harte Jahre
Die Autorin Tabea Steiner | © Dirk Skiba

#meinerstesmal: In der neuen Serie erzählen Kulturschaffende von ihren Debüts und ersten Bühnenerlebnissen. Wie sie sie prägten und was sie daraus lernten. Teil 4: Die Autorin Tabea Steiner.

Als ich mit der Arbeit an meinem ersten Roman anfing, hatte ich gerade meinen zweiten Roman beendet.

Vielleicht waren die ersten beiden langen Texte keine Romane, sondern Erzählungen. Jedenfalls liegen sie in der Schublade, weshalb man sie keiner literarischen Gattung zuordnen muss.

Die erste Idee für mein Debüt hatte ich, nachdem ich ein halbes Jahr an einer anderen Idee gearbeitet hatte. Damit stiess ich aber immer wieder am selben Punkt an.

In der ersten Fassung des Romans dauert die Zeit, die erzählt wird, nur einen Tag, und man ist im Kopf einer einzigen Figur. Die Geschichte im Buch spielt sich während vierzehn Jahren ab und wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt.

Ich schrieb jeden Tag acht Stunden

Während ich am ersten Manuskript schrieb, habe ich mich ab und an für Förderbeiträge beworben. Die meisten meiner Anträge wurden abgelehnt. Einen Sommer verbrachte ich mit einem Residenzstipendium in Italien, um am Roman zu arbeiten. Ich schrieb jeden Tag acht Stunden, fand aber alles, was ich bisher geschrieben hatte, fade.

Als ich schon recht weit war mit dem Manuskript, habe ich vom Kanton Thurgau einen Kulturförderbeitrag erhalten. Unter dem Titel «Fragwürdige regionale Literaturförderung» schrieb ein Journalist, ich erhielte «viel staatliche Unterstützung also für einen über Jahre hinweg harzigen Romanerstling.»

Wohlwollende Absagen und journalistische Fragen

Zurück aus Italien, schloss ich mein Studium ab.

Danach schrieb ich den ganzen Roman neu, weil in der Zwischenzeit in meinem Kopf eine Figur aufgetaucht war, die dem Buch schliesslich den Namen geben sollte. Bereits die beiden ersten langen Texte hatte ich mehrmals neu geschrieben.

Als das Manuskript fertig war, schickte ich ihn an meine Agentin. Sie konnte etwa zwanzig Verlage dafür interessieren.

Die erste Absage war so wohlwollend formuliert, dass ich dachte, da kommt bald eine Zusage. Aber dann hörte ich nichts mehr von den Verlagen, weil mit der Agentin vereinbart war, dass sie sich nur bei einer Zusage meldet.

Das gebundene Buch in den Händen? Eine seltsame Erfahrung

Im Kopf hatte ich bereits die Idee für den zweiten Roman, was mich ein bisschen abgelenkt hatte. Aber es war eine fürchterliche Zeit, und ich war überzeugt, dass bald ein drittes Manuskript in der Schublade liegen würde.

Und dann kam eine Zusage, das Lektorat, die Gestaltung, der Klappentext.

Das erste, was ich sagte, als ich das Buch in den Händen hielt, war: Das ist seltsam.

Es gab erste Besprechungen und Lesungen.

Ich arbeite an der sechsten Fassung meines zweiten Romans

Als mein Buch als eines von sieben Debüts an den Solothurner Literaturtagen vorgestellt wurde, fragte eine Journalistin die Festivalleitung: Warum ist Sibylle Berg nicht eingeladen? Warum sind jene und jener nicht eingeladen? Die einzige, bei der sie fragte, warum sie eingeladen sei, war ich.

Momentan arbeite ich an der sechsten Fassung meines zweiten Romans.

Ab und an bewerbe ich mich um Förderbeiträge, manchmal wird mir ein Beitrag zugesprochen. Oft aber auch nicht.

In meinem Kopf entsteht nach und nach ein nächster Text. Damit werde ich mich ablenken, wenn sich das zweite Buch seinen Weg in die Welt zu bahnen versucht.

Tabea Steiner im Internet: https://www.tabeasteiner.ch

 

Die Serie #meinerstesmal

Dinge zum ersten Mal zu tun, ist immer etwas Besonderes. Der erste Schultag, der erste Kuss, die erste eigene Wohnung - fast jeder kann sich an diese ersten Male erinnern. Bei Kulturschaffenden ist so ein besonderer Moment - das Debüt. Oder das erste Mal vor Publikum stehen. Genau dieses Gefühl wollen wir mit der neuen Serie einfangen.

 

Was treibt diese Menschen an? Wie fängt man so was an? Und wie fühlt sich das an, wenn man mit einem künstlerischen Debüt, ganz gleicher welcher Sparte, vor ein Publikum tritt? Wenn man gewissermassen über sein eigenes Leben hinaus und in das Leben der anderen hinein tritt? Man plötzlich öffentlich wahrnehmbar wird, sich zeigt und, nun ja, heraus ragt?


Jeder kann mitmachen: Möchtest Du uns auch Deine Geschichte von Deinem ersten Mal erzählen? Dann mach das doch! Das Format ist aber offen für jeden Künstler: Wer seine Geschichte mit uns teilen möchte, schreibt einfach eine Mail mit seinem Text (auch Video- und Audiodateien sind möglich) an unsere Mailadresse: michael.luenstroth@thurgaukultur.ch

 

Alle Texte auf einen Blick: Wir sammeln alle Beiträge der Serie in einem Themendossier. Das findet ihr hier.

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