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von Judith Schuck, 17.07.2024

Noch mehr Kunst für Frauenfeld

Noch mehr Kunst für Frauenfeld
Vorstand des Vereins Pro Streetart Frauenfeld vor einem Kunstwerk von ELF | © Judith Schuck

Klarheit rund um das Streetart Festival in Frauenfeld: 2025 gibt es eine zweite Auflage. Vom 13. bis 15. Juni wird im Stadtraum wieder gesprüht, gemalt und gebastelt. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)

Seit einem Jahr ist die Thurgauer Hauptstadt bunter. Gut 30 Graffitis an Treppen, Fassaden und Wände internationaler Streetart-Künstler:innen erinnern an eine aussergewöhnliche Zeit. Der Graffitikünstler Daniel Niedermann erinnert sich beim Presstermin am 11. Juli im Co-Working Frauenfeld: „Ich habe mehr geredet als gemalt. Es waren wunderschöne Momente!“

Daniel Niedermann gestaltete eine temporäre Wand im Lindenpark und erzählte den interessierten Menschen von seinen Techniken und Hintergründen. Daniel Niedermann ist Mitglied im neuen Vorstand des Vereins Pro Streetart Frauenfeld, zu dem ausserdem das Gründerpaar Monika und Marco Niedermann gehören, sowie Anna Villiger, Cornelia Komposch, Christof Stillhard und Hansjörg Stettler – lauter bekannte Namen.

Neuer Vorstand hat sich gebildet

Anna Villiger ist unter anderem im Vorstand des KAFF, Cornelia Komposch ist erst kürzlich aus gesundheitlichen Gründen als Regierungsrätin zurückgetreten, Christof Stillhard ist der Kulturbeauftragte der Stadt Frauenfeld und Hansjörg Stettler ist Oberstaatsanwalt. Ressortleiter:innen im Verein sind die Streetart-Künstler:innen Alec Baillie, Taina Thoma (Taina), Petra Faye (Elf) und Alexander Huwyler (Easy One).

Petra Faye gestaltete beim Festival im Vorjahr die Wand beim Konzertlokal Dreiegg gegenüber dem Co-Working Frauenfeld. Auch sie erlebte die Atmosphäre während des Malprozesses als extrem offen. Sie sei vom Dreiegg, von der Nachbarschaft oder von Anwesenden aus dem Co-Working mit Kaffee versorgt worden und auf viel positives Interesse seitens der Bevölkerung gestossen.

 

Das neue Plakat des Frauenfelder Street Art Festival. Gezeigt von Graffitit-Künstler Alec Baillie. Bild: Judith Schuck

Unterstützung von Stadt und Kanton bleibt, aber weniger als 2023

Kritische Diskussionen, die im Vorfeld des Festivals stattgefunden hätten, seien nach dem grossen Erfolg der Erstausgabe verstummt, sagt Christof Stillhard, der sich auch freut, dass sich die Stadt Frauenfeld ganz frisch am 9. Juli entschieden habe, an der Finanzierung des Festivals zu beteiligen. Für 2025 werden es allerdings weniger Gelder sein: 80.000 Franken von der Stadt Frauenfeld und maximal 120.000 Franken vom Kanton.

Zum Vergleich: 2023 waren es 280.000 Franken von der Stadt und 150.000 Franken vom Kanton. Marco Niedermann sieht in dieser Unterstützung die finanzielle Basis, um das Streetart Festival im kommenden Jahr durchzuführen, lässt aber auch verlauten, dass sie weiter auf Sponsor:innensuche sind und Helfer:innen sowie weitere Vereinsmitglieder gut gebrauchen könnten. Seit dem 11. Juli besteht die Möglichkeit, sich über die Homepage für eine Mitgliedschaft zu registrieren.

Alle Künstler:innen sollen Gagen bekommen

Ein grosses Plus beim Internationalen Streetart Festival in Frauenfeld (ISAFF) sieht Taina Thoma darin, dass alle Künstler:innen bezahlt werden. Künstler:innenhonorare sind momentan ein viel diskutiertes Thema in der freien Kunst. Es besteht häufig immer noch die Meinung, dass die Möglichkeit auszustellen respektive eine Plattform für die eigene Kunst zu bekommen, bereits eine Chance sei. „Aber die Kunst ist nicht unser Hobby“, betont Taina Thoma.

Für die aus Zuzwil, St. Gallen stammende Künstlerin ist es ihr Beruf. Inzwischen hat sie sich internationale Bekanntheit erarbeitet, weiss aber, dass es vor allem für Einsteiger:innen schwierig ist. Gagen sind zu oft noch eine Seltenheit. Mit ihren Kolleg:innen ist es ihr wichtig, dass sich das ISAFF aus einer guten Mischung von international erfolgreichen Streetart-Künstler:innen und Nachwuchs zusammensetzt.

 

Festivalgründer Marco Niedermann präsentiert die neuen Sticker. Bild: Judith Schuck

Noch mehr Kunst zum Selbermachen

Den partizipativen Teil, bei dem Besucher:innen des Eröffnungswochenendes sich selbst an der Sprühdose oder bei Gestaltungsworkshops in Streetart ausprobieren können, möchten die Organisator:innen weiter ausbauen. Die Workshops seien sehr gut angenommen worden, „nur waren die Sprühdosen schon nach einem halben Tag leer“, merkt Marco Niedermann an. „Da haben wir uns total verschätzt.“ Dass die Farben und Dosen ins Portemonnaie gehen, sei eine Tatsache, sagt Taina Thoma.

Auf die Frage, ob durch das Festival auch unterm Jahr zum Beispiel Schulen für Gestaltungsprojekte auf sie zukommen würden, antwortet die Künstlerin: „Schulen machen häufig aufgrund der Kosten einen Rückzieher.“ Wer seine Hauswand mit einem bleibenden und für alle sichtbaren Kunstwerk gestaltet haben möchte, kann sich bereits jetzt beim Verein melden. Marco Niedermann sieht das Streetart Festival als ein Fest von und für die Stadt.

Auch Christof Stillhard meldet als Kulturbeauftragter zurück, dass die Stadt Frauenfeld natürlich unter Spardruck stehe. Das Festival mache die Stadt aber nicht nur interessant für Künstler:innen, sondern sei auch gut für das Image von Frauenfeld. 2023 kamen rund 27'000 Menschen zum Festival nach Frauenfeld. Für 2025 schätzen die Vorstandsmitglieder mit 20'000. „Jeder Franken, der hier ausgegeben wird, kommt auch wieder zurück“, so Stillhard.

Video: Rückblick auf das Festival 2023

Findet das Festival von nun an alle zwei Jahre statt?

Das Plakat ist auf jeden Fall frisch gedruckt, ebenso die Sticker aus dem Begrüssungspaket, mit dem jedes neue Vereinsmitglied beschenkt wird – natürlich mit Motiven vom Streetart Festival wie den Katzen am Marktplatz oder Details von Elfs Kunstwerk am Dreiegg. Für die erste Ausgabe gab es über 700 Anmeldungen. „Auch für nächstes Jahr wird eine starke Kuration nötig sein“, sagt Marco Niedermann. Ob das Festival von nun an in einem zweijährigen Turnus stattfinden wird, ist denkbar, aber noch unklar.

Vor allem für Monika und Marco Niedermann ist der organisatorische Aufwand hoch. „Ein Jahr Vorlauf benötigen wir schon“, sagt Monika Niedermann. Es müsse ja auch noch Zeit zum Reisen bleiben. Das Reisen war für das Paar schliesslich ausschlaggebend dafür, ein Streetart Festival für Frauenfeld ins Leben zu rufen, denn in anderen Ländern und Städten entfachte ihre Leidenschaft für diese Freiluftkunst.

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