von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 31.01.2023
Peter Stohler wird Direktor im Kunstmuseum Thurgau
Jetzt ist es amtlich: Der frühere Leiter der Grimmwelt Kassel und des Kunst(Zeug)Haus in Rapperswil-Jona übernimmt ab 1. Oktober 2023 die Leitung der Museen in der Kartause Ittingen. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)
Mit Peter Stohler kommt ein erfahrener Museumsmacher in die Thurgauer Museen. Einer, der zudem offen ist für neue Vermittlungswege. Wie er sich moderne Museumsarbeit vorstellt, konnte man jedenfalls an seiner vorletzten Station im deutschen Kassel erleben. In der Ausstellung „FinsterWald“ (Kurator: Mirko Zapp) gab es meterhohe Projektionen eines Waldes, in den man als Zuschauer eintauchen und ihn ganzheitlich erleben konnte.
„Die meisten Besucher haben gut 20 Minuten darin verbracht - das ist viel. Mit 'Finsterwald' haben wir gewagt, von objektzentrierten Ausstellungen wegzugehen. Und den Zuschauern ein Überraschungsmoment geboten - die Leute kamen, ohne zu wissen, was genau sie erleben werden“, erläuterte Peter Stohler vor einigen Jahren in einem Interview mit der Zeitung Hessisch-Niedersächsische Allgemeine (HNA) zu seinem Abschied.
Video: Einblicke in die Ausstellung FinsterWald
In Zürich fing alles an
Stohlers kuratorische Anfänge liegen in Zürich: Nach einer Ausbildung zum Filmemacher und einem Studium der Kunst- und Filmwissenschaften in Zürich, Amsterdam und London arbeitete Peter Stohler zuerst in diversen Zürcher Galerien, um danach ans Museum Bellerive zu wechseln.
Dort betreute der heute 55-Jährige als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kurator und Interimsleiter die kunstgewerbliche Sammlung und richtete zahlreiche thematische und monografische Ausstellungen im Bereich von Design, Kunst und Alltagskultur ein. An der Universität Basel bildete er sich berufsbegleitend zum Kulturmanager weiter.
Erfahrung als Kurator und Kulturmanager
„Ausstellungen im Spannungsfeld von Kunst und Alltag spielten auch in Stohlers nächster beruflicher Etappe, dem Haus für Kunst Uri, eine wichtige Rolle“, heisst es in der Medienmitteilung des Kantons zur Vita des neuen Museumsdirektors.
Danach übernahm Stohler demnach die Geschäftsführung eines Medienkunstzentrums in Genf, bevor er sechs Jahre lang Projekte in der baselstädtischen Kulturabteilung in den Bereichen Kunst, Fotografie, Film und Video sowie Musik förderte.
Erfolgreiche Zeit bei der Grimmwelt in Kassel
In Basel war er zudem für die kantonale Kunstsammlung «Kunstkredit» zuständig. Gleichzeitig absolvierte er eine Weiterbildung in Unternehmenskommunikation an der Hochschule für Wirtschaft Zürich.
Von 2013 bis 2018 führte Stohler die Stiftung Kunst(Zeug)Haus in Rapperswil-Jona und verantwortete thematische Schauen, aber auch Einzelausstellungen. Danach zog Stohler für drei Jahre nach Deutschland und war Geschäftsführer und Programmleiter der Grimmwelt (das Ausstellungshaus gibt einen Überblick über das Schaffen der Brüder Grimm, der Sprachforscher und Sammler fantastischer Märchen) im nordhessischen Kassel.
2021 kehrte Stohler in die Schweiz zurück
Und das durchaus erfolgreich: Durchschnittlich 125`000 Besucher:innen kamen laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung (FAZ) jedes Jahr zu den Ausstellungen in das im September 2015 für 20 Millionen Euro neu gebaute Haus.
Aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen kehrte Stohler 2021 in die Schweiz zurück, wie er in einem Interview mit der Zeitung Hessisch Niedersächsische Allgemeine im November 2021 erklärte. In der Schweiz übernahm Stohler die Leitung der Nationalen Stiftung Bibliomedia für Leseförderung und Bibliotheksentwicklung.
Markus Landert geht in Pension
Die Neubesetzung am Kunstmuseum war notwendig geworden, weil der bisherige Direktor, Markus Landert, nach über 30 Jahren als Direktor der beiden Museen in Pension geht. Laut Regierungsrätin Monika Knill gehe damit eine Ära zu Ende: «Markus Landert hat massgeblich dazu beigetragen, dass die beiden Museen die heutige Strahlkraft entwickeln konnten. Ich danke ihm für sein langjähriges grosses Engagement für das Kunstmuseum des Kantons Thurgau und für das Ittinger Museum», wird sie in der Medienmitteilung zitiert.
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