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Schloss-Sanierung wird vier Jahre verschoben

Schloss-Sanierung wird vier Jahre verschoben
Ein Traum löst sich auf: Eigentlich sollte die Sanierung des Schloss Frauenfeld bald starten. Doch jetzt hat der Kanton eine Rolle rückwärts gemacht. Das Projekt wird verschoben. | © zVg

Barrierefreiheit bleibt im kantonalen Historischen Museum ein fernes Ziel. Der Regierungsrat will die notwendige Sanierung aus Spargründen vorerst stoppen. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Für die Museen im Kanton gab es zuletzt schon eher wenig gute Nachrichten. Nun folgt die nächste Hiobsbotschaft: Die lange geplante und dringend benötigte Sanierung des Schloss Frauenfeld soll um vier weitere Jahre verschoben werden. Das ist eine der Massnahmen mit denen der Regierungsrat seine Sparziele erreichen will. In der Konsequenz bedeutet dies, dass das kantonale Historische Museum auch in den kommenden Jahren für Rollstuhlfahrer:innen weiterhin nicht zugänglich sein wird.

Dabei hatte Noemi Bearth, die neue Direktorin des Museums, noch im Mai erklärt, dass eigentlich kein Weg an dieser Sanierung vorbeiführe: „Es ist der Anspruch an öffentliche Gebäude und auch gemäss Museumsdefinition, das wir hier ein barrierefreier und inklusiver Ort sind und dann gibt es fast keine andere Möglichkeit als das Sanierungsprojekt, wie geplant, umzusetzen“, hatte Bearth damals im Interview gegenüber thurgaukultur.ch gesagt. Zu den neuen Entwicklungen wollte sie sich auf Nachfrage nun nicht äussern. 

Denise Neuweiler, zuständige Regierungsrätin für Erziehung und Kultur, war auf Nachfrage zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Am Montagnachmittag schrieb sie schliesslich in einer E-Mail, sie werde bis kommenden Mittwoch auf unsere Fragen antworten. Für diesen Bericht kommt das zu spät, aber wir bleiben am Thema dran.

 

„Museen leisten der Gesellschaft einen grossen Dienst, Sparmassnahmen hier sind ein Denkfehler.“

Dorena Raggenbass, Präsidentin des Verbandes MUSE.TG (Bild: Beni Blaser)

Dorena Raggenbass, Präsidentin des Vereines MUSE.TG, zeigte sich derweil enttäuscht über die kantonale Sparrunde. Ihr Verein vertritt die Museen im Kanton Thurgau. Raggenbass sagte im Gespräch mit thurgaukultur.ch: „Das Einzige, was ein bisschen tröstet ist, dass das Projekt nicht komplett gestrichen wurde. Aber natürlich ist die Verschiebung der dringend notwendigen Sanierung des Schlosses für das Museum und seine Besucher und Besucherinnen eine ganz schlechte Nachricht. Verschiebt sich doch damit auch gleichzeitig die unbehinderte Zugänglichkeit für alle Besucher:innen.“ Grundsätzlich gelte: „Museen leisten der Gesellschaft einen grossen Dienst, Sparmassnahmen hier sind ein Denkfehler.“

Aus der Entscheidung nimmt sie auch einen Auftrag für sich mit. MUSE.TG müsse das Ziel haben, „in Zukunft die Aufgabe und Wertigkeit von Museen in die Politik hinein noch deutlicher zu kommunizieren.“ Sie wolle sich jedenfalls politisch dafür einsetzen, „dass die verschobenen Projekte in den nächsten Monaten nicht ganz vergessen werden.“ Wie genau sich der Verein künftig politisch positionieren und agieren will, das soll noch in den nächsten Monaten vereinsintern geklärt werden.

 

Hier passt nichts mehr zusammen: Das Historische Museum Thurgau muss weiter auf eine Sanierung warten. Bild: Sascha Erni/Montage: Canva

 

 

Mehr Hintergründe zum Thema

Die Debatte um den Neubau eines Historischen Museums dauert schon lange an. In unserem Dossier haben wir sämtliche Beiträge rund um das Thema für dich gebündelt. Du findest es hier.

Der Grosse Rat hat das letzte Wort

Ganz entschieden ist die Sache indes noch nicht. Der Regierungsrat legt das Budget nun dem Grossen Rat zu Beratungen vor. Es gilt allerdings als nicht sehr wahrscheinlich, dass sich dann jetzt vorliegenden Entscheidungen zu den Museen noch etwas ändert.

Betroffen von den Sparmassnahmen ist neben dem Historischen Museum auch das Napoleonmuseum am Arenenberg. Von dem einstmals geplanten grösseren Umbau mit der Schaffung eines neuen unterirdischen Raums ist gar nicht mehr die Rede. Die ebenfalls geplante Zusammenlegung von Rezeption und Museumsshop soll um ein Jahr aufgeschoben werden. Bereits im März dieses Jahres hatte der Kanton verkündet, dass die Eröffnung des neuen musealen Themenhauses „Werk Zwei“ in Arbon um neun Jahre auf 2037 verschoben wird.

Gute Nachrichten für das Kunstmuseum

Einzig für das Kunstmuseum Thurgau in der Kartause Ittingen gab es gute Nachrichten aus den jüngsten Budgetberatungen. Die Sanierung mit einem prognostizierten Kostenvolumen von insgesamt 21,3 Millionen Franken ist zumindest weiterhin in der Planung des Departement für Bau und Umwelt enthalten.

Ein Kommentar aus dem März bewahrheitet sich einmal mehr

Als der Kanton Thurgau im März dieses Jahres verkündet hatte, den Ausbau des interdisziplinären Museums "Werk Zwei" in Arbon auf Eis zu legen, haben wir einen Kommentar veröffentlicht. Durch die neuen Entwicklungen ist er vielleicht aktueller denn je,

 

Von wegen alternativlos: Die jetzt verkündeten Einsparungen bei den kantonalen Museumsprojekten klingen unausweichlich. Dabei wären sie mit einer vorausschauenden Kulturpolitik vermeidbar gewesen. Ein Kommentar.

 

Es war einmal ein Kanton, der sich ehrgeizige Ziele in der Kulturpolitik setzte. Die kantonalen Museen sollten endlich saniert werden, zeitgemässer Museumsbetrieb sollte möglich werden und in Arbon sollte gar ein ganz neues Museum entstehen. Ich erinnere mich noch, wie ich damals schrieb, dass der Thurgau zu einem der aufregendsten Kulturorte der Schweiz werden könnte, sollten all die Pläne Realität werden. Das ist gerade einmal vier Jahre her. Und jetzt? Kriege, Krisen, Steuersenkungen und versiegende Einnahmequellen haben diese grosse Vision in den vergangenen Monaten zerstört. Unter finanziellem Druck gibt der Regierungsrat seine Ambitionen auf und will nur noch das Nötigste in die Museen investieren. 

 

Das ist auf mindestens vier Ebenen eine schlechte Nachricht: 1. Alles, was jetzt nicht gebaut wird, wird in zehn Jahren, zum geplanten Baustart, teurer sein. 2. Es ist entmutigend für die neuen und designierten Direktor:innen im Kunstmuseum und Historischen Museum, weil sie ihren Job unter anderen Bedingungen ausführen müssen als jenen, unter denen sie angetreten waren. Sie müssen jetzt vor allem den Mangel verwalten. 3. Für die Museen und die Teams, die sie gestalten, ist es ein Rückschritt, weil sie in ihrer Entwicklung ausgebremst werden. 4. Es ist für alle Museumsbesucher:innen eine schlechte Nachricht, weil es bedeutet, dass die Zugänglichkeit und Attraktivität der Thurgauer Museen auf absehbare Zeit nicht steigen wird. Den ganzen Kommentar weiterlesen

 

 

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