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von Judith Schuck, 31.08.2023

Volle Kraft ins Gestern, Heute und Morgen: Das Seemuseum feiert sein 30-Jahr-Jubiläum

Volle Kraft ins Gestern, Heute und Morgen: Das Seemuseum feiert sein 30-Jahr-Jubiläum
Julian Fitze, Daniel Moos und Christian Hunziker peäsentieren das Plakat, das von Hauskünstler Daniel Trendle gestaltet ist.jpg | © Judith Schuck

Die Lange Nacht der Bodenseegärten spannen mit dem Geburtstagskind Seemuseum zusammen. Am Wochenende erwartet die Gäste ein sattes Programm zum Thema See und Seebevölkerung.

(Lesezeit: ca. 3 Minuten)

Das Seemuseum lebt seit jeher von der Mikrohistorie, den Geschichten der Bodenseebevölkerung und den Artefakten, die Rückschlüsse auf Techniken und Praktiken in der Fischerei zulassen. Seit 30 Jahren präsentiert es im Kreuzlinger Seeburgpark dieses Wissen und baut es immer weiter aus, stets unter Mithilfe der Bevölkerung und jeder Menge Freiwilligenarbeit.

Hans Ueli Wepfer und seine Mitstreiter:innen fingen schon viel früher an zu sammeln. In den 1960er Jahren, schätzt Christian Hunziker, der das Museum heute leitet. «Hans Ueli Wepfer hatte gemerkt, dass sich der See verändert und die Fischer:innen dazu aufgerufen, ihm Gegenstände abzugeben, die sie nicht mehr brauchten», sagt Hunziker bei der Presseinformation im heutigen Museumscafé. Zunächst suchte Wepfer nach einem Ausstellungsort in Ermatingen, dem Fischerdörfchen am Untersse, aus dem er stammt.

Mit eisernem Willen zum Museum

In Ermatingen fand er aber lange keinen Standort, wo er seine Objekte hätte zeigen können. Dennoch: Die Museumsgründergeneration rief einen Verein ins Leben und blieb mit eisernem Willen am Projekt dran. Das Thema hatte sich von Ermatingen auf den ganzen See ausgebreitet. Die Probleme der späten 70er und der 80er Jahre mit der Überdüngung des Sees, betrafen die gesamte Bodenseeregion. Ende der 1980er entdeckte der Verein die Kornschütte im Seeburgpark als perfekten Ort. «Das Gebäude war am Zerfallen und völlig eingewuchert», weiss Museumsleiter Hunziker aus Erzählungen und dem Archiv.

1988 wurde die Kornschütte baurechtlich übernommen und unter Mithilfe lokaler Vereine, allen voran dem Kreuzlinger Yachtclub, entrümpelt und hergerichtet. Die Stadt Kreuzlingen und der Lotteriefond unterstützten das Unterfangen finanziell. Freiwilligenarbeit ist aber immer schon die Basis des Seemuseums gewesen.

1993 eröffnete es erstmals seine Tore für die Öffentlichkeit. Mit den Jahren erweiterte sich das Seemuseum zum Thema Schifffahrt, aber auch dem See als Ressource. Seit 2017 hat die Einrichtung, die einzigartig ist am See, eine Leistungsvereinbarung mit der Stadt Kreuzlingen und seit 2023 eine mit dem Kanton. Nach 30 Jahren werde es nun höchste Zeit, die Dauerausstellung zu überarbeiten, findet Hunziker, denn diese habe sich seit den Anfängen kaum verändert. «Künftig soll hier der Mensch und Gegenstände mit Menschen dahinter im Fokus stehen», erklärt er.

 

Die Umgestaltung der Daueraustellung sieht Hunziker als Grossprojekt. Bild: Judith Schuck

 

Neuer Audioguide zum Jubiläum

Zum Festauftakt am Samstag, 2. September um 11 Uhr, werden Regierungsrätin Monika Knill, Stadtrat Daniel Moos, Stiftungspräsident Markus Thalmann und natürlich der Museumleiter Christian Hunziker sprechen.

Pünktlich zum Jubiläum ist der neue Audioguide «Fish & Ships» fertig geworden, der in Zusammenarbeit mit der Theaterwerkstatt Gleis 5 in Frauenfeld entstand. Judith Zwick  und Bettina Mittelstrass als Co-Autorin, erarbeiteten im Austausch mit den Museumsleuten die Geschichten. Die Thurgauer Künstlerin Carole Isler gestaltete die Illustrationen zu «Fish & Ships». Der Audioguide solle die Brücke zur neuen Dauerausstellung bilden und Menschen und deren Objekte zum Sprechen bringen.

Zum Beispiel bekommt die Maschine vom Dampfschiff im Eingangsbereich eine Stimme. Im Führerhaus der MS Thurgau entstand ebenfalls ein Teil des Guides. Aber auch die Schauspieler:innen Rahel Wohlgensinger und  Simon Engeli sind darauf zu hören, als Kormorane – ein sehr unterhaltsamer Einblick ins Leben dieser von Fischer:innen wenig geliebten Wasservögel.

Die Feierlichkeiten zum 30-Jahr-Jubiläum sind in die diesjährige lange Nacht der Bodenseegärten eingebettet. Kreuzlingen hat mit dem Seeburgpark den grössten Garten am See und organisiert die Lange Nacht traditionell in Kooperation mit lokalen Vereinen. Stadtrat Daniel Moos, der am Pressetermin anwesend ist, sagt: «30 Jahre Seemuseum passt hervorragend zum seeumspannenden Ansatz der Langen Nacht der Bodenseegärten.» Seemuseum und Stadt arbeiteten in den letzten Jahren ohnehin sehr gut zusammen. Mit der Leistungsvereinbarung von 2017 durch die Umsetzung des Kreuzlinger Museumskonzepts seien ganz neue Strukturen möglich. «Das Seemuseum nimmt eine Pionierrolle im Thurgau ein.»

 

Kormoran und andere Seevögel spielen beim neuen Audio-Guide Fish and Ships mit. Bild: Judith Schuck

 

Mikroplastik und Wasservögelexkursionen

Gerade in Sachen Museumsvermittlung und Digitalisierung geschieht hier ganz viel. Formate, die auch unter dem Jahr immer wieder im Programm auftauchen, können am beim Jubiläumsfest erlebt werden: Neben der Einführung von «Fish & Ships» erwarten die Gäste Kurzexkursionen zum Thema Trinkwasser und Mikroplastik mit Julian Fitze, der für die Vermittlung im Seemuseum zuständig ist. Der Thurgauer Vogelschutz bietet eine Führung zu den Wasservögeln im Seeburgpark.

Claudia Thom von der Stadt Kreuzlingen erzählt mit «Alles fliesst» Wassergeschichten von unter und ober der Wasserfläche. Christian Hunziker gibt mit «Volle Kraft voraus» eine Kurzführung zur Zukunft des Seemuseums. Er verrät vorab schon, dass das Ehrenamt weiterhin ein gewichtige Rolle für das Haus spielen wird und die neue Dauerausstellung eine Verbindung zwischen Innen- und Aussenraum schlagen soll.

Bei einem Parcours kann ausserdem ausprobiert werden, ob man ein echtes Seekind ist. Für Kreative ist noch ein Siebdruckworkshop im Angebot. Am Abend erwartet die Gäste eine Museumskaraoke, ähnlich einem Poetry Slam, bei dem prominente Künstler:innen wie die Slammer:innen Julia Steiner, Marvin Suckut und Piera Cadruvi sowie der neue Kunstraum Co-Leiter Ueli Vogt vors Publikum treten, und mysteriöse Sammlungsstücke bedichten. Am Sonntag stehen nach einem Weisswurstfrühstück noch Fahrten mit der Lädine St. Jodok auf dem Programm.

 

Christian Hunziker und Stadtrat Daniel Moos vor einem historischen Taucheranzug. Bild: Judith Schuck

 

Das Haus funktioniere generationenübergreifend, sagt Christian Hunziker, und so bietet das Festprogramm eine breite Auswahl. Die Besucherzahlen sprechen für die Attraktivität der Ausstellung und des Rahmenprogramms: Im 2022 gab es mit 7900 Besucher:innen einen Rekord. «In diesem Jahr sind wir mit bisher über 6000 auch schon gut dabei», sagt Hunziker. Das Wetter meint es mit dem Seemuseum zumindest gut und sollte den Besucherzahlen zum 30. Geburtstag keinen Abbruch tun.

 

Lesetipp

«Erfüllt sich ein Traum zum 30. Geburtstag?»
Eine alte Idee mit neuen Mitteln umsetzen – so beschreibt Christian Hunziker das Projekt «Multidimensionaler Vermittlungssteg beim Seemuseum».

Beitrag von Judith Schuck zum Projektkorb der TKB-Millionen

 

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