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von Inka Grabowsky, 16.08.2024

Zehn Bands, zehn Stil-Richtungen

Zehn Bands, zehn Stil-Richtungen
Ist dieses Jahr Teil der Jazzmeile Kreuzlingen: Die Newcomerin Linda Elys aus Seewen (SZ). | © zVg

Die Jazzmeile Kreuzlingen präsentiert am 23. und 24. August Musiker, die nicht von weit her anreisen müssen, für Zuhörer, die es zum grössten Teil ebenfalls nicht weit nach Hause haben. (Lesedauer: ca. 4 Minuten)

«Kein Musikstück wird sich doppeln», verspricht Jgnaz Keller vom Organisationskomitee, der für die Jazzmeile das Programm mitgestaltet hat. «Es gibt zehn Bands in zehn unterschiedlichen Musikrichtungen.» Von einer bunten Mischung aus Jazz, poppigem Rock bis hin zu Boogie-Woogie und der Swiss German Dixie Corporation von Kurt Lauer spricht Vereinspräsident Eckbert Bohner. 

«Jedes Jahr bitten uns einige mehr Dixieland ins Programm zu nehmen, und andere kritisieren, dass wir zu viel davon haben.» Als Kompromiss  gibt es nun die grosse Auswahl: von der Santandrea Band, die Freitag um 17.30 Uhr mit Swing und Latin-Tanzmusik das Fest eröffnet,  bis zu neu interpretierten Jazz-Standards von der Allensbacher Sängerin Dagmar Egger, die das Programm Samstagnacht mit ihrer Band beschliesst. 

«Das ist doch das Tolle an einem Festival», so Bohner. «Man hört Unerhörtes, und entdeckt Musik für sich selbst, die einen allein nicht von Sofa gelockt hätte.»

Das OK der Jazzmeile Kreuzlingen hat wieder ehrenamtlich ganze Arbeit geleistet. Für Jgnaz Keller (2. von links) wird noch ein Nachfolger gesucht. Bild: zVg
Das OK der Jazzmeile Kreuzlingen hat wieder ehrenamtlich ganze Arbeit geleistet. Für Jgnaz Keller (2. von links) wird noch ein Nachfolger gesucht. Bild: zVg

Generationenwechsel steht bevor

Jgnaz Keller hat sein letztes Programm zusammengestellt. Der 72-Jährige will zurücktreten. «Es ist ein grossartiges Team, aber mir wird es zu viel. Jetzt müssen Jüngere ran.» Um diese Jüngeren zunächst zum Festival und dann vielleicht in den Verein zu locken, hat das OK dieses Jahr zum Beispiel Linda Elys engagiert. 

Die 22-jährige Sängerin aus Seewen (SZ), die 2021 durch ihre Beteiligung bei «The Voice of Germany» bekannt geworden ist, macht auf ihrer Tour durch die Schweiz mit ihrer Band am Freitag Station auf der Jazzmeile. Eckbert Bohner freut sich darauf, empfiehlt aber auch besonders die «Sheiks» aus Zürich, die am Samstag um 21 Uhr auftreten: «Da wird es richtig abgehen auf der Open Air Bühne.»

 

Auch internationale Stars kommen

Die Programmierung sei eine recht zeitaufwändige Aufgabe, erklärt Jgnaz Keller. Er habe jeweils im Herbst damit angefangen. «Über den Winter kristallisiert sich dann heraus, ob das Datum für die Musiker und Musikerinnen passt. Und dann hängt es an der Gage: Wir sind ein Nischenfestival und können uns sogenannte Hauptacts nicht zu ihren üblichen Gagen leisten.» Erfreulicherweise kommen aber doch Prominente zur Jazzmeile. «Ladyva beispielsweise ist eine virtuose Boogie-Woogie-Pianistin, die europaweit gebucht wird», sagt Keller nicht ohne Stolz. «Ich kenne sie schon lange, deshalb konnte ich sie gewinnen.» 

 

Der Trompeter, Bandleader und Komponist Dani Felber aus Ermatingen lässt es sich nicht nehmen, bei dem Jazz-Event direkt von seiner Haustür mitzuspielen. Freitag im 21 Uhr will er mit Lisa Doby und Reggie Saunders von der «Energie Lang-Bühne» aus den Boulevard zum Beben bringen.

Ebenfalls aus Ermatingen reist für den frühen Freitagabend der Schlagzeuger Massimo Buonanno vom Trio RAD an. RAD ist ein Akronym aus den Initialen der in Konstanz wohnenden Sängerin Rose Ann Dimalanta.

 

Jazz ist überall

Die Jazzmeile hat sich in der Kulturszene einen guten Ruf erarbeitet. Wöchentlich bekommt der Verein zwei bis drei Anfragen von Musikern, die auftreten wollen. «Sobald das Programm steht, sagen wir immer, sie mögen sich im Herbst noch einmal melden», so Keller. 

Diese Saison kam noch eine ungewöhnliche Anfrage dazu: Die evangelische Kirchgemeinde Kreuzlingens will einen Jazz-Gottesdienst am Sonntagmorgen ausrichten und sich damit an die Jazzmeile anhängen. «Das haben wir natürlich gerne zugesagt», so Eckbert Bohner. 

Als Mitglied der Kirchgemeinde habe der Pianist und Komponist Richard Ebneter angeboten, bei passenden Gelegenheiten aufzutreten, heisst es bei der Kirche. Aus Anlass der Jazzmeile sei so die Idee für einen Jazz-Gottesdienst mit dem «True Colors Jazzquartett» aufgekommen.

Auf der Jazzmeile ist noch Platz

Genauso in Eigenregie organisiert ist der Jazzfrühschoppen im Restaurant Seegarten am Sonntag zwischen 11.03 Uhr und 14.07 Uhr. Die Swiss German Dixie Corporation kommt so zu einem zweiten Auftritt und trägt den Jazz noch weiter in die Gesellschaft, so dass zumindest an diesem einen Wochenende der Himmel über Kreuzlingen voller Trompeten hängt. 

Das Konzept sei auf jeden Fall ausbaufähig, meint der Vereinspräsident mit einem Grinsen: «Eine Meile wäre eigentlich 1,6 Kilometer lang. Wir bespielen auf dem Boulevard nur 400 Meter. Da ist also noch etwas Luft nach oben.»

Finanzen durch Helfer und Gönner ausgeglichen

Die Arbeit der ehrenamtlichen Organisatoren wird ermöglicht vom Partner Raiffeisen Kreuzlingen, weitere Sponsoren, 57 Firmenmitgliedern und rund 300 Vereinsmitgliedern, die im Gegenzug für ihren Jahresbeitrag an den beiden Konzertabenden freien Eintritt haben. 

Eintrittsbuttons für beide Tage (je 25 Franken im Vorverkauf, 30 an der Abendkasse) kosten fast gleich viel. «Für uns als Verein sind die Beiträge regelmässiges Geld, mit dem wir planen können», so Bohner. «So ist das eben bei Vereinen: Man trägt mit der Mitgliedschaft bei uns dazu bei, dass es in Kreuzlingen Musik und kulturelles Leben gibt.»

Vergangenes Jahr war es finanziell knapp

Die Stadt Kreuzlingen unterstützt das Festival mit einer Leistungsvereinbarung und einer Defizit-Garantie. Im vergangenen Jahr musste sie aktiviert werden. Die Jazzmeile schloss dadurch gerade noch mit einer schwarzen Null. Das ist auch für dieses Jahr angepeilt. Das Budget von rund 100.000 Franken soll möglichst nicht überschritten werden. 

Der Verein muss davon nicht nur die Künstler zahlen, sondern auch die Infrastruktur – die Bühnen, den Sicherheitsdienst und das Catering etwa. «Das ist kein Kindergeburtstag!» seufzt Eckbert Bohner. Neben der Stadt helfen auch Kultursee, das Migros-Kulturprozent und der Lotteriefond bei der Finanzierung. «Wenn nun auch noch das Wetter stimmt, kommt alles gut. Sollte es regnen, fehlt erfahrungsgemäss die Hälfte des Publikums.» 

500 bis 600 Menschen kommen auf den Boulevard, wenn es gut läuft. 

Die Organisatoren wissen, dass die Besucher des Festivals zum grössten Teil aus der Umgebung stammen und sich einige Tourist:innen unter die Einheimischen mischen. Den Migros-Slogan «Aus der Region. Für die Region» haben sie deshalb für sich dieses Jahr zum Motto gemacht.

 

Jazzmeile Kreuzlingen

Freitag, 23. August und Samstag, 24. August

Auf dem Boulevard in Kreuzlingen (Hauptstrasse) 

 

Abendkasse 30 Franken für beide Abende, Vorverkauf 25 Franken, über www.jazzmeile.ch, die Raiffeisenbanken Tägerwilen und Kreuzlingen sowie den epoint Kiosk Ermatingen.

 

 

 

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