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„Der Thurgauer ist kein Meister der Streitkultur!“

„Der Thurgauer ist kein Meister der Streitkultur!“
„Wenn wir unsere Haltung über die Medien kommunizieren, dann verlieren wir die Offenheit der Politik.“ Hans Jörg Höhener, Präsident der Kulturkommission des Kantons Thurgau, über das Zusammenspiel mit der kantonalen Politik. | © Michael Lünstroth

Diskretion als Erfolgsrezept: Hans Jörg Höhener, Präsident der kantonalen Kulturkommission, erklärt im Interview, wie sein Gremium Einfluss nimmt auf die Kulturpolitik im Kanton. Das Gespräch kommt zeitlich passend: Am Mittwoch entscheidet der Kantonsrat in seinen Budgetberatungen auch über die finanzielle Ausstattung der Thurgauer Kultur in den nächsten Jahren. (Lesedauer: ca. 9 Minuten)

Herr Höhener, die Thurgauer Kultur steht vor schwierigen Zeiten, der Regierungsrat  will in vielen Bereichen sparen, dringend notwendig Sanierungen in den kantonalen Museen werden um etliche Jahre verschoben. Trotzdem hört man in der ganzen Diskussion in der Öffentlichkeit kein Wort von der kantonalen Kulturkommission. Warum nicht?

Weil es nicht unsere Aufgabe ist. Die Aufgabe der Kulturkommission ist im Gesetz formuliert: Wir haben eine beratende Funktion gegenüber dem Regierungsrat und dem Departement für Erziehung und Kultur. Wir sind Berater, die vor allem intern wirken. Wir sind kein Akteur der nach aussen auftritt, wie beispielsweise die Kulturstiftung.

Besondere Zeiten erfordern besondere Massnahmen: Müssten Sie nicht gerade jetzt mutiger sein und die Kultur offensiv gegen Sparrunden verteidigen?

Unsere öffentliche Zurückhaltung hat einen Grund. Unsere Arbeit entfaltet ihre Wirkung vor allem deshalb, weil sie nicht öffentlich ist. Wir können intern mit der Regierung um eine Lösung ringen, vielleicht auch streiten, ohne, dass es in die Öffentlichkeit getragen wird. Wenn das öffentlich wäre, dann würde die Beraterfunktion verpuffen. Wir hätten keine Wirkung mehr, weil die Regierung sagen würde, die schreiben das ohnehin erst in den Medien und dann müssen wir daraus erfahren, was wir machen sollen. Das schätzen Politiker nicht besonders.

Geht es da also um Vertrauen?

Das ist genau der wichtige Punkt. Ein Beispiel: Natürlich äussern wir uns intern zu den Spardiskussionen im Kanton und den möglichen Konsequenzen für die Kultur im Thurgau. Und das pointiert und differenziert. 

„Wir können intern mit der Regierung um eine Lösung ringen, vielleicht auch streiten, ohne, dass es in die Öffentlichkeit getragen wird. Wenn das öffentlich wäre, dann würde die Beraterfunktion verpuffen.“

Hans Jörg Höhener, Präsident der Kulturkommission des Kantons Thurgau

Wie genau läuft das dann ab?

Üblicherweise gibt es zwei Wege: Entweder werden wir angefragt um eine Stellungnahme oder wir äussern uns von uns aus. Wir haben das Recht gegenüber dem Regierungsrat Anträge zu stellen und es kommt mit zunehmender Frequenz vor, dass wir der Regierung unsere Meinung abgeben. Zum Beispiel in einem Brief, den wir schreiben, in dem wir Stellung nehmen zu einzelnen Themen. Daraus kann weiterer Gesprächsbedarf entstehen. Dann trifft man sich und tauscht sich vertieft aus. Das findet aber immer hinter den Kulissen statt.

Könnte Ihre Arbeit nicht eine viel grössere Wirkung erzielen, wenn die Kulturkommission ihre Überzeugungen auch öffentlich vertreten würde?

Das glaube ich eher nicht. Das würde die Bereitschaft der Regierungsräte auf unser Anliegen einzugehen und ihr eigenes Handeln zu hinterfragen schmälern. Wenn wir unsere Haltung über die Medien kommunizieren, dann verlieren wir die Offenheit der Politik. Ich bin überzeugt, dass die Geschichte der Kulturkommission zeigt, dass unsere diskrete Art der Beratung, immer im vertraulichen Gespräch mit den zuständigen Menschen zu bleiben, richtig ist. Nur um das klar zu sagen: In diesen Gesprächen halten wir mit unseren Überzeugungen nicht hinter dem Berg. Wir sagen da schon sehr klar unsere Meinung. Aber das entfaltet meiner Erfahrung nach mehr Wirkung, wenn es nicht öffentlich passiert.

Diese Neigung zu Hinterzimmern findet sich immer wieder im Kanton: Woher kommt diese Angst vor öffentlichen Debatten im Thurgau?

Der Thurgauer ist grundsätzlich eher kein Meister der Streitkultur. Aber ich glaube auch nicht, dass diese Debatten nicht geführt werden. Sie werden schon ausgetragen. Zum Beispiel im Grossen Rat, wenn über das Budget beraten wird. Oder im Parlament von Kreuzlingen, wenn es um das Kult-X geht oder in Frauenfeld um die einzelnen Sparzwänge geredet wird. Das findet schon statt und davor hat man auch keine Angst.

 

Budgetberatungen des Grossen Rats am 4. Dezember

Weil es am Ende sehr oft doch immer ums Geld geht, steht am Mittwoch, 4. Dezember, ab 9:30 Uhr, im Kantonsrat eine wegweisende Debatte an: die Mitglieder des Grossen Rats diskutieren das Budget des Kantons. Es geht um den Finanz- und Aufgabenplan von 2026 bis 2028. Unter Punkt 1.4 wird es dann auch um die Zukunft der Kultur im Thurgau gehen. Im Zentrum dabei vor allem die Frage: Wie geht es bei den Sanierungen der kantonalen Museen weiter? Bleibt es bei den Entscheidungen des Regierungsrats zu den Einsparungen? Oder setzen sich die Kantonsrät:innen für Änderungen ein? Wer die Debatte live verfolgen will, aber nicht die Zeit hat, den ganzen Tag im Rathaus Weinfelden vor Ort zu sein - der Kanton streamt die Sitzung im Internet.

 

„Wenn wir unsere Haltung über die Medien kommunizieren, dann verlieren wir die Offenheit der Politik.“

Hans Jörg Höhener, Präsident der Kulturkommission des Kantons Thurgau

Schauen wir nochmal konkret auf die Sparmassnahmen bei den Museen. Hat die Kulturkommission da offizielle Widerspruch eingelegt? 

Ich kann sagen, wir haben unsere Haltung dem Regierungsrat in verschiedener Form mitgeteilt und die Diskussionen laufen noch.

Was genau haben Sie mitgeteilt?

Das kann ich nicht sagen. 

Weil es ein Vertrauensbruch gegenüber der Politik wäre?

Sagen wir mal so - es würde unserem Anliegen nicht helfen. Aber: Wir sind dran an dem Thema und versuchen das Beste für die Kultur im Thurgau zu erreichen. Am Ende trifft der Kantonsrat in den Budgetberatungen die Entscheidung. Wir als Kulturkommission versuchen auf diese Entscheidungsfindung einzuwirken. 

Aber Sie könnten doch ganz grundsätzlich auch in der Öffentlichkeit sagen, was sie von den Sparmassnahmen halten. 

Inhaltlich kann ich sagen, dass wir von der Kulturkommission eine Verschiebung von Projekten schmerzhaft finden, aber eine Verschiebung ist noch keine Beerdigung. Wenn aber etwas definitiv nicht kommt und einfach ersatzlos gestrichen wird, dann ist es schwierig. Manchmal ist es dann einfach nicht mehr reparierbar. Das ist unsere Stossrichtung in der politischen Debatte.

Trotzdem stellt sich ja die Frage: Das Themenhaus Werk Zwei in Arbon ist auf 2037 verschoben. Ob das wirklich jemals kommen wird, ist derzeit schwer zu sagen. Die Sanierung Schloss Frauenfeld soll um vier Jahre verschoben werden. Wie viel Hoffnung haben Sie bei beiden Projekten noch, dass es nur eine Verschiebung und kein schleichender Tod ist?

Ich will das nicht weiter bewerten. Nochmal: Verschiebungen tun weh, sind aber verschmerzbar, wenn nicht das gesamte Projekt in Frage gestellt wird. Vielleicht hilft die zusätzliche Zeit auch dabei, die Projekte nochmal zu verbessern. In Arbon ist der Spezialfall dass dies ein sehr grosses und sehr teures Projekt sein wird und das wird noch eine Menge an Herausforderungen mit sich bringen. Denn ehrlicherweise kann heute niemand sagen, wie die Welt oder die Finanzlage des Kantons in zehn Jahren aussehen wird. Aber der Kanton ist mit dem Kauf des Gebäudes und den Vorertüchtigungen des Gebäudes eine Verpflichtung eingegangen gegenüber dem Stimmbürger. Bis jetzt jemand den Mut hat zu sagen, das findet nicht statt, wir streichen alles, wird es einiges brauchen. Ich glaube, man hat jetzt eher den anderen Weg eingeschlagen: Es ist eine Verpflichtung mit dem Geld, was jetzt bereits investiert wurde und mit der Ausrichtung der Ausstellung „Heimspiel“ mit dem man jetzt startet. Ich sehe das als Statement seitens des Kantons für das Museum. Aber klar: Wie die Welt in zehn Jahren aussehen wird, das wissen die Götter. 

 

Sollte eigentlich 2028 eröffnet werden, jetzt verzögert sich der Start des neuen kantonalen Museums in Arbon um mindestens neun Jahre.

„Verschiebungen tun weh, sind aber verschmerzbar, wenn nicht das gesamte Projekt in Frage gestellt wird.“

Hans Jörg Höhener, Präsident der Kulturkommission des Kantons Thurgau

Wie hilfreich ist es da, dass ausgerechnet in dieser angespannten Lage ein Personalwechsel an der Spitze des Departements für Erziehung und Kultur stattgefunden hat?

Wir hatten mit Monika Knill lange jemanden als Departementschefin, die sehr die Kultur unterstützt hat und politisch sehr geschickt war. Ihre Nachfolgerin Denise Neuweiler muss sich jetzt einarbeiten und Stück für Stück die Felder für sich erobern. Im Moment sind die Finanzen wie ein drohender Schatten über allem. Klar ist doch: Kein Politiker will sparen. Es ist nicht einfach für niemanden, wenn man das tun muss.

Ganz ehrlich: Wie hoch ist der Einfluss der Kulturkommission wirklich?

Hoch. Wir nehmen Einfluss im Stillen, aber mit Vehemenz. Wir versuchen immer erstmal die Macht der Argumente spielen zu lassen. Es gibt ja Beispiele an denen man zeigen kann, dass unsere Arbeit zielführend ist. Den Ankaufskredit über 100’000 Franken für das Kunstmuseum gäbe es ohne Kulturkommission nicht. Über mehrere Jahre haben wir dicke Bretter gebohrt und irgendwann hat es geklappt. Während Corona ist es uns zudem gelungen diesen Kredit von 100’000 auf 150’000 relativ geräuschlos zu erhöhen. Wir haben sehr stark an der Etablierung der Kulturpools in den Regionen mitgewirkt, die Kulturkommission hat auch eine Vereinbarung zwischen Kultur-Departement und Bau-Departement voran gebracht, die Kunst-am-Bau-Projekte fördert. Und wir sind verpflichtet und berechtigt, bei Gesuchen an den Lotteriefonds, welche die Kultur betreffen und höher als 200‘000 Franken sind, Stellungnahmen zu Handen des Regierungsrates zu verfassen, was wir regelmässig und ich meine auch sehr fachkundig tun. Die letzte Stellungnahme hat das Gesuch des Vereins Eisenwerk bezüglich der Erneuerung der Infrastruktur des Saals betroffen. Es gibt also durchaus Dinge, die ohne uns nicht ins Laufen kommen würde. Und dann ist da natürlich immer noch unser Einfluss bei der Erarbeitung des Kulturkonzeptes. An den Schwerpunkten arbeiten wir dezidiert mit und das beeinflusst die Entwicklung des Kulturlebens im Kanton massgeblich.

Haben Sie also das Gefühl, dass die Kulturkommission in der Politik gehört wird?

Ja. Wenn wir etwas schreiben, dann ist bis jetzt alles aufgenommen worden, was wir argumentiert haben. Weil wir diskret vorgehen und nicht laut gegen aussen auftreten, funktioniert es. Wenn wir jede Woche einen Brief an den Regierungsrat mit neuen Ideen schreiben würden, dann würde die Wirkung verpuffen. Aber so wie es jetzt ist, entfaltet unsere Arbeit schon eine Wirkung. Es ist allen klar, dass, wenn wir uns äussern, es auch eine gewisse Dringlichkeit hat.

 

Von der Schraubenfabrik zum Kulturzentrum: Das Eisenwerk Frauenfeld ist in diesem Jahr 40 Jahre alt geworden. Der Kanton präsentiert nun ein besonders schönes Geschenk - mehr als eine halbe Million Franken aus dem Lotteriefonds zur Sanierung des Veranstaltungsortes. Die Kulturkommission hatte massgeblichen Anteil daran. Bild: Archiv

 

So ist die Kulturkommission entstanden

Die Kulturkommission ist das älteste Kulturfördergremium des Kantons. 1963 wurde sie als „Kommission zur Förderung der Bildenden Kunst“ gegründet. In ihrer jetzigen Form gibt es sie erst seit 1994. In ihren Anfängen hatte sie andere Aufgaben als heute. Mit dem Start der Kulturstiftung 1991 und insbesondere der späteren Gründung des kantonalen Kulturamtes hat sie einige Aufgaben an diese Institutionen abgegeben, andere sind hinzugekommen.

Die Kulturkommission besteht aus maximal neun Mitgliedern. In der Regel ist es eine Mischung aus Kulturvermittlern, Kulturschaffenden, Politikern und Kulturliebhabern. Auch die einzelnen Regionen des Kantons sollen so gut es geht abgedeckt sein.

Für die Arbeit in der Kommission erhalten die Mitglieder Sitzungsgelder. Im Jahr finden nach Angaben von Hans Jörg Höhener etwa 4 bis 5 ordentliche Sitzungen statt. Daneben wird von Kommissions-Mitgliedern erwartet, dass sie regelmässig kulturelle Veranstaltungen im Kanton besuchen, um die Lage der Thurgauer Kultur realitätsgerecht beschreiben zu können.

Sie sind seit 13 Jahren Präsident der Kulturkommission. Wie viel Geduld und Beharrlichkeit braucht man für Kultur-Lobbyarbeit im Thurgau?

Ein sehr grosses Mass an Geduld, aber ein noch grösseres Mass an Beharrlichkeit. Das dritte ist noch - man braucht immer Verbündete. Wenn man das nicht hat, dann geht es nicht. Das ist aber überall in der Politik so. In Kreuzlingen war es zum Beispiel clever, dass der Sport bei der Abstimmung zum Kult-X das Projekt unterstützt hat. Das finde ich ohnehin extrem wichtig: Nicht die Gegnerschaft zwischen Kultur und Sport zu betonen, sondern immer nach den Zielen zu suchen, die verbinden. Man braucht einfach Verbündete, sonst wird es schwierig. Gemeinsam kann man oft mehr erreichen. 

 

„Ein sehr grosses Mass an Geduld, aber ein noch grösseres Mass an Beharrlichkeit.“

Hans Jörg Höhener, Präsident der kantonalen Kulturkommission, was man für Kultur-Lobbyarbeit im Thurgau besonders braucht

Wie blicken Sie heute auf die Thurgauer Kulturlandschaft? Glas eher halbvoll oder halbleer?

Für mich ist es eher halbvoll, weil ich eben auch das ganz leere Glas hier erlebt habe. Es ist relativ viel gelaufen, die Kulturförderung ist inzwischen verlässlich, es ist Geld da. Man darf in meiner Funktion auch die Langfristperspektive nicht aus dem Blick verlieren. Als ich angefangen habe, hat es kein Kulturamt, kein Kulturkonzept gegeben, es hat viel weniger Geld gegeben und mit der 700-Jahrfeier des Kantons ist das ein bisschen ins Rollen gekommen. Wir haben in den vergangenen 25 Jahren wirklich viel erreicht, das darf man auch nicht vergessen. Gleichzeitig dürfen wir nicht bequem werden, wir müssen dran bleiben und weiter für unsere Anliegen kämpfen.

Zum Abschluss: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten für das Kulturleben im Thurgau, wie lautete der?

Wir müssen ein noch breiteres Bewusstsein für die Bedeutung von Kultur in der Bevölkerung und der Politik schaffen. Es gibt immer noch Leute, quer durch alle Parteien, die finden Kultur ist die Butter auf dem Brot. Ich sage dagegen, Kultur ist das Brot. Das Bewusstsein genau dafür zu schaffen, daran arbeiten wir stetig. Denn: Für das Selbstverständnis vom Kanton und die Aussenwirkung ist Kultur ein ganz wichtiger Aspekt mit dem man die Identität vom Thurgau fördern kann. Das ist eben nicht einfach nur „Nice to have“, es ist wichtig! Das Äpfellogo macht den Thurgau jedenfalls nicht aus. Alles was wir finanzieren in der Kultur ist eine Investition in unsere Zukunft, in unsere Identität. Das sind nicht einfach Ausgaben, sondern Investitionen, wo auch etwas zurückkommt.

 

„Für das Selbstverständnis vom Kanton und die Aussenwirkung ist Kultur ein ganz wichtiger Aspekt mit dem man die Identität vom Thurgau fördern kann.“

Hans Jörg Höhener, Präsident der Kulturkommission des Kantons Thurgau

Das ist Hans Jörg Höhener

Hans Jörg Höhener, Jahrgang 1956 ist in Kreuzlingen und Frauenfeld aufgewachsen. Seine kulturelle Prägung erhielt er beim Besuch des Lehrerseminars Kreuzlingen, schwergewichtig in den Bereichen Bildende Kunst, Musik und Literatur.

 

Während 20 Jahren hat er als Berufsschullehrer in Weinfelden gewirkt und regelmässig Ausstellungen und Konzerte für die Lernenden organisiert. Die berufliche Laufbahn hat er dann über 20 Jahre lang im Kanton Zürich fortgesetzt, als stellvertretender Leiter des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes. Hans Jörg Höhener ist verheiratet, Vater zweier Töchter und wohnhaft in Weinfelden.

 

Als Präsident der Gemeindebibliothek Weinfelden ist es ihm mit den Mitarbeitenden und dem Vorstand gelungen, die Bibliothek in der Region zu verankern, unter dem Namen Regionalbibliothek Weinfelden als zweitgrösste Bibliothek im Kanton zu verankern. Weiter hat er 18 Jahre im Vorstand der Thurgauischen Kunstgesellschaft mitgearbeitet, davon 12 Jahre als Präsident. Dabei konnte er unter anderem den kunstraum kreuzlingen mitbegründen am heutigen Standort baulich und organisatorisch etablieren.

 

Die Mitwirkung in der Arbeitsgruppe zur Erarbeitung des kantonalen Gesetzes über die Kulturförderung und Kulturpflege und bei der Gründung der Kulturstiftung, bei der er 12 Jahre als Vizepräsident tätig war, haben zu einem breiten Blick auf den kulturellen Thurgau beigetragen. Sei 2009 arbeitet er nun in der kantonalen Kulturkommission, seit 2011 als deren Präsident. Zudem ist er seit 2010 bis Ende 2024 Mitglied im Beirat des kantonalen Kunstmuseums und der dreiköpfigen Ankaufskommission des Kunstmuseums.

 

Zu seinen persönlichen kulturellen Interessen gehören Literatur, Jazz und Bildende Kunst, alles als Geniesser und Konsument.

Kulturamt, Kulturstiftung und Kulturkommission – wer ist für was zuständig?

Kulturamt, Kulturstiftung und Kulturkommission haben unterschiedliche Aufgaben im Kanton. Hans Jörg Höhener erklärt sie im Interview so: 

 

„Die Förderung des zeitgenössischen Kulturschaffens, was auch riskante und grössere Projekte betrifft, obliegt der Kulturstiftung des Kantons. Und die ist unabhängig vom Kanton und bewusst nicht in die kantonale Verwaltung eingegliedert. Das Kulturamt demgegenüber bewirtschaftet den Lotteriefonds mit dem, was in die Breite reicht. Macht aber zudem auch das Kulturkonzept des Kantons, schliesst Leistungsvereinbarungen mit verschiedenen etablierten Institutionen. Das Kulturamt ist zudem zuständig für die Kulturpflege mit den kantonalen Museen und die Kulturvermittlung. Wir als Kulturkommision sind so ein bisschen der Argus, der das Ganze beobachtet und sagt: Da gibt es noch eine Lücke, da ist noch ein Widerspruch. Wir können auch sagen, was andere vergessen zu sagen. Wir können blinde Flecken benennen, die andere nicht sehen. Wir können intervenieren gegenüber dem Gesamtregierungsrat oder auch gegenüber der jeweiligen Regierungsrätin, die dem Departement für Kultur und Erziehung vorsteht. Für uns gibt es neben dem gesetzlichen Auftrag auch die Aufgabe die Preisträger für den Thurgauer Kulturpreis vorzuschlagen und seit ein paar Jahren neu, dass wir bei Gesuchen aus dem Lotteriefonds ab 200’000 Franken gehört werden müssen.“

 

Über das Zusammenspiel der drei Akteure sagt Höhener:

 

„Die Zusammenarbeit zwischen Kulturamt und Kulturstiftung war am Anfang nicht ganz klar, das musste sich einspielen mit der Zeit. Das klappt heute gut aus meiner Wahrnehmung. Wir als Kulturkommission haben auch einen regelmässigen Austausch mit Kulturamt und Kulturstiftung. Aus diesem Dreier-Dialog ist dann irgendwann zum Beispiel die Kulturkonferenz entstanden. Als Zeichen des Schulterschlusses gegen aussen: Wir sind einig für Kultur und alle wirken an diesem Ziel mit.“ 

 

Über die Zusammensetzung der Kulturkommission sagt Höhener:

 

„Wir haben neun Mitglieder und mir ist es immer ein Anliegen gewesen, das auch Kulturschaffende in dem Gremium sitzen. In der Regel haben wir drei Kulturschaffende, ein bis zwei Leute aus der Politik und Leute aus dem Kulturkuchen generell. Dazu noch Leute, die von aussen auf den Kanton blicken, wie beispielsweise der Schriftsteller Peter Stamm.

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